Florence Kasumba (Anais Schmitz) und Maria Furtwängler (Charlotte Lindholm) ermitteln – Sonntag um 20.15 Uhr in ORF 2 und in der ARD.

Foto: ORF/ARD/Frizzi Kurkhaus

Es könnte ein Scheißtag werden, sagt Kommissarin Charlotte Lindholm am Morgen im Wald. Es stellt sich heraus, dass sie recht behalten wird. Endlich ist wieder ein Tatort mit Maria Furtwängler (53) da – und der thematisiert, was ihr selbst ein "zu wenig beachtetes" Anliegen ist: die radikale Bruchlinie in der Gesellschaft hin zum Rechtsextremen unter jungen Deutschen nach der Flüchtlingsaufnahme 2015.

Schauplatz ist die juristische Fakultät der Uni Göttingen. Spezieller Dreh der Geschichte ist der Rechtsfeminismus, also der Schutz der deutschen Frauen vor sexwütigen Migranten, die Forderung nach "Remigration". Eine rechtsextreme Studierendengruppe kämpft exemplarisch "gegen den schrittweisen Ersatz der deutschen Bevölkerung", gegen "Genderirrsinn", gegen "Quotenfrauen, die Männer kastrieren", und legitimiert sich mit der Statistik der Femizide.

Regisseurin Franziska Bruch lässt Hasspostings in den ruhig getakteten Fluss der filmischen Umsetzung donnern, versetzt die Dialoge mit reichlich von dem, was an extremen Feindbildern dazugehört – Furtwänglers schwarze Co-Ermittlerin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) kriegt natürlich zu hören: "Afrika braucht dich, hau ab!"

Der mächtige Hass ist von der Leine gelassen – und die große, kühle, blonde Furtwängler kommt als Gegenstück besonders gut zur Geltung. Damit ist die Position dieses Tatort zum Thema Rechtsfeminismus klar, dessen Akteure sich, wie so oft, als bigotte Fehlgeleitete und ängstliche Mitläufer erweisen. (Karin Bauer, 25.4.2020)