In den Niederlanden und den USA ist die Untersuchung des Abwassers auf Corona-Viren schon implementiert, nun folgt Österreich. Forscher in Innsbruck und Wien haben im Abwasser zweier Kläranlagen ebenfalls Coronaviren nachgewiesen – und zwar im Zulauf der Anlagen.

Spuren des Erbgutes, keine aktiven Viren

Gefunden wurden dabei nicht aktive und damit infektiöse Viren, sondern lediglich Spuren des Viren-Erbgutes. Die Wissenschaftler des Instituts für Wassergüte und Ressourcenmanagement der Technischen Universität Wien setzen dabei auf eine Methode, die selbst geringste Spuren davon erkennt. Im Ablauf der Kläranlage in den Donaukanal konnten diese nicht mehr nachgewiesen werden, die Viren-RNA zerfällt also während des rund 20 Stunden dauernden Reinigungsprozesses oder ist im Klärschlamm gebunden, der aus dem Abwasser entfernt und verbrannt wird, wie die Pressestelle der Hauptkläranlage in Wien mitteilt.

In der Wiener Kläranlage untersucht man die Zuflüsse nun auf Erbgut-Spuren von Corona-Viren, um so auf Infizierte im Einzugsgebiet schließen zu können.
Foto: ebsWien

Aus der Menge der nachgewiesenen Viren-RNA, die in einer Kläranlage gefunden werden, könnte man Rückschlüsse auf die Zahl der Infizierten im Einzugsgebiet der Kläranlage ziehen, hoffen die Forscher. Steigt die Menge des Viren-Erbguts im Abwasser, lässt das auf eine Zunahme der Zahl der Personen schließen, die sich mit dem Virus infiziert haben. Das ist eine schnell verfügbare, wichtige Informationsquelle für die Gesundheitsbehörden, die dann umgehend reagieren können. Ebenso könnte die Wirksamkeit gesetzter Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie anhand der Menge der Viren-RNA im Abwasser überprüft werden.

Dunkelziffer von Infizierten

In Wien will man verschiedene Abwasserstränge des Kanalnetzes untersuchen lassen, um damit auch für einzelne Teile Wiens belastbare Ergebnisse zu erzielen. Die Menge der viralen RNA von SARS-CoV-2 im Abwasser liegt laut der Voruntersuchung weit unter jenen Mengen, wie sie in infektiösen Tröpfchen vorkommen. Der Eintrag in das Abwasser erfolgt über den Stuhl infizierter Personen. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass diese Ausscheidungen unabhängig von Krankheitssymptomen erfolgen. Damit ließe sich durch diese Untersuchung auch eine Dunkelziffer von symptomlosen Infizierten errechnen, hofft man. (glu, 26.04.2020)