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Dominic Thiem: "Ich würde nicht einsehen, warum ich solchen Leuten Geld schenken sollte."

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Wien – Die großen Tennis-Organisationen wollen ein Hilfsprogramm für Spieler und Spielerinnen auflegen, die von den Folgen der Corona-Pandemie besonders betroffen sind. Das gaben die beiden Spielervereinigungen ATP (Männer) und WTA (Frauen) sowie die Organisatoren der vier Major-Turniere bereits vergangene Woche in einer gemeinsamen Erklärung bekannt.

"Durch die große Unsicherheit darüber, wann es sicher genug ist, um die professionellen Tennistouren wieder aufzunehmen, diskutieren die internationalen Gremien über ein Hilfsprogramm für Spieler", hieß es dort.

Initiative der Big Three

Parallel dazu planen die Superstars Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer offenbar die Einrichtung eines eigenen Hilfsfonds. Über einen entsprechenden Brief des Serben Djokovic, der auch Vorsitzender des ATP-Spielerrats ist, an die Spieler berichteten zuletzt mehrere Medien, unter anderem die französische Sportzeitung L'Equipe. Durch die Aktion sollen bis zu vier Millionen Dollar generiert werden.

Die Spieler auf den Weltranglistenpositionen von Platz 250 bis 700, die durch die Coronakrise in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten, sollen laut Djokovic jeweils eine Summe von rund 10.000 Dollar erhalten. Die besten 100 Einzelspieler und 20 besten Doppelspieler müssten dafür einen Betrag zwischen 5000 bis 30.000 Dollar beisteuern. Der Tennis-Zirkus ruht seit Anfang März, frühestens Mitte Juli könnte es weitergehen.

Thiem wenig begeistert

Österreichs Top-Spieler Dominic Thiem selbst ist von dieser Idee nicht begeistert: "Wir haben uns alle hochkämpfen müssen, es wird keiner verhungern. Ich kenne die Future-Tour. Dort gibt es viele Leute, die dem Sport nicht alles unterordnen", sagte Thiem im Skype-Interview der Kronen-Zeitung, "ich würde nicht einsehen, warum ich solchen Leuten Geld schenken sollte. Ich spende lieber an Leute oder Organisationen, die es wirklich brauchen. Ich habe in keinem Beruf die Garantie, dass ich damit viel Geld verdienen werde."

Stefanos Tsitsipas, Nummer sechs der Welt, hat andere Vorstellungen als Thiem. "Unterstützen wir die Tennistouren (Männer und Frauen), indem wir gemeinsam Spenden für unseren Sport sammeln. Die Welt des Tennis ist auf vielen Ebenen aufgebaut und was die meisten Leute nicht sehen, sind die Spieler, die Woche für Woche um ihr Überleben auf der Tour kämpfen, damit sie es auf die große Bühne schaffen", schreibt der Grieche auf Instagram.

Zuvor hatte sich bereits John Millman, ATP-Weltnummer 43, kritisch über das Hilfepaket der Top-Stars geäußert. "Wenn es darum geht, Spielern mit einem Rang von 250 bis 700 in der Welt zu helfen, warum hat es eine globale Pandemie gebraucht, um dies zu realisieren? Sicherlich hätten wir im Laufe der Jahre die Preisgelderhöhungen besser verteilen müssen." (red, APA; 26.4.2020)