Noch sind Einkaufszentren menschenleer. Kommenden Samstag sollen sie sich wieder füllen, geht es nach einzelnen Betreibern, künftig auch sonntags.

Foto: Imago

Wien – Einige Monate lang blieb es ruhig um die Regelungen rund um Österreichs Ladenöffnung. Jetzt flammen die Debatten neu auf, und in ihrem Zentrum steht der Sonntag. In vorderster Front tritt ein altbekannter Verfechter lockerer Gesetze auf die Bühne: Einkaufscenter-Betreiber Richard Lugner sieht infolge der Coronakrise nun endlich die Zeit für den offenen Einkaufssonntag gekommen.

Der österreichische Einzelhandel verliere gerade enorme Umsätze an den Onlineriesen Amazon, gibt Lugner im Gespräch mit dem STANDARD zu bedenken. Nach der wochenlangen behördlichen Schließung der stationären Geschäfte sei es nur recht und billig, diesen den Sonntag nicht länger vorzuenthalten. Zumindest ein kleiner Teil der verlorenen Umsätze könnte sich damit wettmachen lassen.

Lugner erzählt von regelmäßigen Gesprächen mit anderen Einkaufszentren-Betreibern zur Causa Sonntag. Viele appellierten daran, das sensible Thema erst nach dem Sommer auf den Tisch zu bringen, sagt er. Ihm selbst sei das zu spät. "Wir müssen jetzt schon darüber reden."

"Keine Dauerregelung"

Mitbewerber wie das Wiener Auhofcenter und die Einkaufszentren der Spar-Gruppe halten verkaufsoffene Sonntage ebenso vernünftig. Es brauche keine Dauerregelung, aber zumindest zwei Jahre lange sollte dem Handel die Chance eingeräumt werden, einen Teil der Verluste durch Corona an zehn offenen Sonntagen im Jahre aufzuholen, sagt Peter Schaider, Chef des Auhofcenters. "Dem Handel fehlen sieben Wochen, das ganze Oster- und Frühjahrsgeschäft sind weg. 15 Milliarden Euro gingen in Summe verloren. Die Gewinner sind Amazon und Zalando." Schaider schlägt vor, Mitarbeiter für die freiwillige Arbeit am Sonntag mit 150 Prozent ihres Gehalts zu entlohnen – und das steuerfrei.

Lugner wünscht sich mehr offene Sonntage, konkret einen im Monat. Wobei er sich dabei jeweils mit sechs Stunden von zwölf bis 18 Uhr zufrieden geben würde. Abgesehen davon, dass vormittags generell wenig los sei: "Wir sind ein katholisches Land."

Abstände sorgen für Ärger

Der Widerstand der Gewerkschaft ist gewiss. Noch früher als mit dem Sonntag werde sich die Bundesregierung aber aus seiner Sicht mit den Abständen zwischen den Kunden in den Geschäften befassen müssen. Derzeit gilt: Pro 20 Quadratmeter ist ein Kunde zulässig. In großen Filialen, die ab Samstag wieder aufsperren dürfen, lasse sich diese Regel kaum einhalten, ärgert sich Lugner. Drei Quadratmeter pro Kunde reichten völlig aus, meint er. Die Verordnung gehöre für große Verkaufsflächen korrigiert, "sonst werden sich lange Schlangen vor Einkaufscentern bilden."

Noch ungeklärt ist, wie lange die Geschäfte ab 2. Mai offen halten dürfen. Die Gewerkschaft dränge auf maximal 19 Uhr, die Wirtschaftskammer auf 20 Uhr, sagt Lugner. "Wir brauchen für unsere Personalplanung endlich Klarheit." In der Branche geht man davon aus, dass in den ersten zwei Wochen im Mai um 19 Uhr die Rollbalken runter müssen. Danach dürfe bis 20 Uhr offen gehalten werden.

Sorge um Gastronomie

Er selbst arbeite derzeit mehr denn je, sei dabei aber altersbedingt völlig isoliert, wie Lugner bedauert. Mit der Digitalisierung habe er es nicht so –Homeoffice spiele es bei ihm daher nur bedingt. Sorgen macht er sich um kleine Gastronomiebetriebe in der Lugner-City. "Früher wurde in der Branche einiges unter dem Tisch verrechnet, was mittlerweile ja nicht mehr geht. Dann kam das Rauchverbot – und nun Corona. Ob das alle überleben werden, ist fraglich." Lugner verspricht, helfend einzugreifen.

Dass Kinos, wie von der Regierung derzeit vorgesehen, erst im September wieder öffnen dürfen, hält er für unrealistisch. "Dagegen wird es riesigen Widerstand geben." Auch Fitnesscenter und Yogastudios dürften nicht mehr lange hingehalten werden. "Es gehört wieder Leben in die Einkaufszentren." (Verena Kainrath, 26.4.2020)