Das ist Desinfektionsmittel. Kein Scherz.

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Es sei alles ein Scherz gewesen, meint Donald Trump im Gestus des Beleidigten. Er habe nur sarkastisch gefragt, ob man nicht auch Desinfektionsmittel impfen könne, um das Coronavirus zu bekämpfen – und werde nun von böswilligen Medien falsch wiedergegeben. Ihm zu glauben fällt angesichts der Videos seiner Aussage schwer. Doch selbst wenn man es tut: Wäre es denn vertretbar, wenn der US-Präsident mitten in der schlimmsten Krise seit Jahrzehnten solche Witze macht – "um zu sehen, was passiert", wie er später präzisierte? Natürlich nicht.

Der eine Wahnsinn verdeckt bei Trump mittlerweile den anderen: jenen, an den man sich schon gewöhnt hat. Wenn der US-Präsident scherzhalber vorschlägt, Gift zu nehmen, und es manche Bürger dann tun – so wie in den USA am Wochenende –, wäre dies in anderen Zeiten ein Rücktrittsgrund. Bei Trump ist es die Ausrede für Schlimmeres.

Es wird jene Gefahr wahr, vor der seine Gegner 2016 gewarnt hatten. Das Verhalten des Präsidenten, das vor seiner Wahl völlig abwegig erschienen wäre, gilt nun als normal und erwartbar. Man hat sich daran gewöhnt, dass der mächtigste Mann der Welt nicht weiß, was er sagt – und sich kaum beraten lässt. Eine knappe Mehrheit der US-Bürger hat sich damit laut Umfragen zwar noch nicht vollständig arrangiert und will Trump im Herbst abwählen. Doch das ist nur ein schwacher Trost, denn genau solche Zahlen sind es meist, die Trump zu noch größeren Dummheiten motivieren. (Manuel Escher, 26.4.2020)