Natürlich hat auch Lukas Weißhaidinger eine Schutzmaske, wenngleich er sie im Training nicht wirklich benötigt.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Ja, aktuell gibt es natürlich auch Fotos mit Maske von Lukas Weißhaidinger, man muss sie aber nicht unbedingt herzeigen. Diskuswerfer sind schließlich Solisten par excellence, sie müssen sich weder im Training noch bei Wettkämpfen in die Quere kommen, der Abstand zu den Weitenrichtern beträgt sechzig bis siebzig Meter. Weißhaidinger: "Dazwischen geht sich eine ganze Herde von Babyelefanten aus."

Kein Wunder, dass Gregor Högler, dem Trainer Weißhaidingers und Sportdirektor des Verbands (ÖLV), tatsächlich schon erste kleine Events vorschweben. Mitte Mai könnte es so weit sein. "Wir müssen Wettkämpfe planen und machen", sagt Högler. Drei Werfer, drei Trainer und drei Weitenrichter würden sich da versammeln. Das klingt nach nicht viel, sei aber wichtig, schließlich gehe es im Spitzensport stets darum, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Spitzenleistung abzurufen. Högler: "Das musst du üben, sonst verlernst du es." Weißhaidinger: "Und außerdem musst du wissen, warum du das tust, was du tust. Sonst geht es dir wie einem Maurer, der eine Mauer hinstellt, ohne dass es einen Plan für ein Haus gibt."

Trainingsanlage am Bauernhof

Auch Laufbewerbe kann sich Högler in absehbarer Zeit vorstellen. Man könne jede zweite Bahn freilassen, um genügend Abstand zu garantieren. Weißhaidinger hofft, dass sich spätestens im Herbst auch internationale Bewerbe organisieren lassen, auf Werferebene könnte man sich zunächst vielleicht mit den Deutschen und/oder mit den Ungarn zusammentun.

Während des Lockdowns, als Sportanlagen gesperrt waren, hat Weißhaidinger davon profitiert, dass er 2014 einen 50.000-Euro-Kredit aufgenommen hatte, um sich auf dem Bauernhof daheim in Taufkirchen an der Pram eine Trainingsanlage hinzustellen. Der Innviertler warf "aus der Scheune auf die Wiese.

Nebenan gibt es Schafe, in der Nacht kommen Rehe. Und manchmal bleibt der Diskus dann halt neben einem Hasenbemmerl liegen." Er habe "die alte Hütte mit eigenen Händen adaptiert", dort gibt es auch einen Raum für Würfe ins Netz, eine Hackschnitzelanlage und ein Zimmer, in dem sich eine Langhantel stemmen lässt. "Daneben stehen Traktoren."

Högler, der Coach, war via Skype mit seinem Laptop bei den Trainings dabei und "der Einzige, der Rückenschmerzen gekriegt hat". Dennoch war es vor allem Weißhaidinger, dem regenerative Maßnahmen abgegangen sind. Allein dreißig Massagen hat er in den vergangenen Wochen versäumt, das merkt die Muskulatur, deshalb ist in der Belastung mehr Vorsicht als sonst geboten.

Das Zeitfenster bleibt offen

Als die Olympischen Spiele verschoben wurden, ist Weißhaidinger zugegeben "die Kinnlade runtergefallen". Der Olympia-Sechste von Rio 2016 und WM-Dritte von Doha 2019 wollte "heuer in Tokio ein Wörtchen mitreden". Er habe die Motivation aber flott wiedergefunden. Jeder Spitzensportler habe "ein Zeitfenster", seines sollte noch einige Jahre lang geöffnet sein. Coach Högler, früher Weltklasse-Speerwerfer, bleibt sowieso stets positiv. "Jammern bringt nichts. Unser Gegner ist das Maßband, und das Maßband ist immer gleich gut drauf."

Nach der Olympia-Verschiebung auf 2021 wurde die WM in Eugene/Oregon auf 2022 verlegt, ergo winkt eine Großeventserie: Olympia 2021, WM 2022, EM 2022, WM 2023, Olympia 2024, WM 2025. Nur die Babyelefantenherde muss sich noch aus dem Staub machen. (Fritz Neumann, 27.4.2020)