Auch wenn der SUV-Boom alles durcheinanderbringt: Der A4 ist bei Audi nach wie vor ein Brot-und-Butter-Auto, ähnlich wie der 3er bei BMW oder die E-Klasse bei Mercedes. Schmerzhaft, wenn so einer einmal floppt. Der A4 in fünfter Generation bereitet den Ingolstädtern jedenfalls, seit er 2015 vorfuhr, keine große Freude.

Auch mit dem Facelift im letzten Herbst hat sich das nicht wesentlich geändert. Trotz ambitionierter Behübschung ist das noch immer kein großer gestalterischer Wurf, und mit Langweilerdesign ist selbst eine konservative Klientel nicht ewig bei der Stange zu halten. Hat man sie erst verloren, an die SUVs oder die Konkurrenz, erobert man sie schwer zurück.

Der A4 wurde optisch deutlich nachgeschärft, der Biedermann-charakter verliert sich langsam. Insgesamt ein grundsolider Typ.
Foto: Stockinger

Mit solchen und ähnlichen Überlegungen setzten wir uns in den Testwagen. 40 TDI S tronic quattro S Line. An die neuen Kennungen müssen wir uns immer noch gewöhnen. Es handelt sich um einen 2,0-Liter-Diesel mit 190 PS, Allrad sowie Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und in der sportiven Ausstattungsvariante.

Das wunderbare Dreh-Drück-Bediensystem wich dem sich pandemisch ausbreitenden "Tatschbildschirm", extrem hoher Ablenkungsfaktor wie (fast) überall bei diesem Zugang, aber sei’s drum.
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1000 Kilometer

Was drinnen gleich auffällt, ist die Cockpit-Gestaltung. Das wunderbare Dreh-Drück-Bediensystem wich dem sich pandemisch ausbreitenden "Tatschbildschirm", extrem hoher Ablenkungsfaktor wie (fast) überall bei diesem Zugang, aber sei’s drum. Vorteil: Man hat jetzt den aktuellsten Vernetzungsschnickschnack an Bord.

Damit wären wir mit den Kritikpunkten (abgesehen vom Preis) schon durch, sonst ist an diesem A4 wenig auszusetzen. Antrieb: Anders als der 3,0-Liter-V6 mit der eklatanten Anfahrschwäche geht der 2,0-Liter-Vierzylinder spürbar spontaner zu Werke. Die 190 PS sind mehr als nur ausreichend, Testverbrauch: 6,0 l / 100 km. Mit einer Tankfüllung kommst du 1000 km weit, nur ab und zu kriegt er den AdBlues und verlangt nach kathartischer Abfüllung.

Handling, Lenkung, Fahrwerk? Klar, die saubere Gewaltentrennung – vorne lenken, hinten antreiben – wie bei den Hinterradlern von BMW (3er), Mercedes (C-Klasse), Jaguar (XE) und Alfa (Giulia) kriegt der frontantriebsbasierte Audi nicht ganz hin. Er fährt sich dennoch sauber, präzise und wendig und rollt straff-komfortabel ab, schon beim Basisfahrwerk. (Andreas Stockinger, 02.05.2020)