Der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft, Paul Kimberger, berichtet über "empörte" Lehrerinnen und Lehrer wegen des im Coronja-Jahr geplanten Unterrichts an zwei Zwickeltagen.

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Nach sechs Wochen Schule unter Corona-Bedingungen – das heißt: der in die Häuser und Wohnungen der Eltern ausgelagerten Satellitenschule – liegen die Nerven in vielen Familien blank. Sie sehen, wie anstrengend es ist, neben dem nicht mehr ganz so "normalen" Alltag und vielleicht selbst auch Homeoffice die Amateurlehrerin oder den Nebenerwerbspädagogen spielen zu müssen. Was für ein Glück, dass es dafür Profis gibt.

Vielen ist durch die Corona-Krise bewusst geworden, was für eine großartige Idee die Erfindung der Schule war und wie wichtig die Profession der Lehrerinnen und Lehrer ist – als Wissensvermittler, aber auch als Wegbegleiter für die Kinder auf dem Weg ins Erwachsenenleben.

Doch jetzt wurde die Betonmaschine angestellt, die das Klischee – und oft auch die politische Praxis – seit Jahren in der Lehrergewerkschaft verortet: Die Pflichtschullehrergewerkschaft hält es für eine "Frechheit", dass Lehrer an den Zwickeltagen nach Christi Himmelfahrt und Fronleichnam unterrichten sollen. Weil Jahresarbeitszeit und so. Zwei Tage, oder im Vor-Corona-Idyll: zwei verlängerte Wochenenden.

Es ist zynisch und leider eine schlechte Optik, wenn sich just eine Berufsgruppe im gut abgesicherten öffentlichen Dienst wegen zweier läppischer Tage "empört" und aus dem Solidar-Modus ausschert, während hunderttausende Menschen in Kurzarbeit deutliche Gehaltsverluste hinnehmen müssen oder überhaupt keine Arbeit mehr haben. (Lisa Nimmervoll, 27.4.2020)