Fellinger stand als Lektor und Herausgeber nicht nur den österreichischen Großliteraten Handke und Bernhard zur Seite, sondern auch Kollegen wie Uwe Johnson, Christoph Hein oder Peter Sloterdijk. Daneben betreute er auch Werke von Christa Wolf, Peter Weiss, Cees Nooteboom und Max Frisch.

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Berlin/Wien – Er war über Jahrzehnte Lektor von Thomas Bernhard oder Nobelpreisträger Peter Handke. Nun ist Raimund Fellinger, Cheflektor des Suhrkamp Verlages mit 68 Jahren in Frankfurt gestorben. Fellinger führte die "Suhrkamp-Kultur" in die Postmoderne hinüber und war als Präsident und Rechte-Wart in der "Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft" ob seiner Strenge in der Lizenzvergabe gefürchtet. Der legendäre Verleger Siegfried Unseld hatte Fellinger einst als "sich bis zur Selbstaufgabe hingebenden Arbeiter am Text" gewürdigt.


Der im deutschen Dillingen geborene Fellinger stand als Lektor und Herausgeber stand dabei nicht nur den beiden österreichischen Großliteraten Handke und Bernhard zur Seite, sondern auch Kollegen wie Uwe Johnson, Christoph Hein oder Peter Sloterdijk. Daneben betreute er unter anderem die Werke von Christa Wolf, Peter Weiss, Cees Nooteboom und Max Frisch.

Suhrkamp und Insel

Nach seinem Studium der Germanistik, Linguistik und Politikwissenschaft war Fellinger seit 1979 Lektor bei Suhrkamp, 2006 wurde er dort Cheflektor. Seit 2010 war er zudem Cheflektor des zu Suhrkamp gehörenden Insel Verlags. Fünf Jahre später rückte er als Mitglied in die Geschäftsleitung des Suhrkamp Verlags.

Die Universität Greifswald verlieh Fellinger 2012 die Ehrendoktorwürde für seinen Einsatz für die deutsche Gegenwartsliteratur und -kultur. Nach Universitätsangaben hatte Fellinger als Vorstandsmitglied der Peter Suhrkamp Stiftung die Arbeit des Wolfgang-Koeppen-Archivs intensiv gefördert und Forschungsarbeiten über den aus Greifswald stammenden deutschen Nachkriegsliteraten unterstützt. Ebenfalls 2012 ernannte ihn der französische Kulturminister zum "Chevalier" im "l"ordre des Arts et des Lettres" für sein Wirken im literarischen Bereich. (APA, red, 27.4.2020)