In Deutschland grassiert eine tödliche Seuche unter Meisen, betroffen sind vor allem Blaumeisen.

Foto: Imago

Ein bakterieller Erreger hat in Deutschland in den vergangenen Wochen Tausende Blaumeisen infiziert. Zahlreiche Vögel starben an Lungenentzündungen, die durch die Infektion ausgelöst wurden. Nach Angaben der NGO Naturschutzbund wurden im April bereits rund 14.000 Fälle aus mehreren deutschen Bundesländern gemeldet, die an die 26.000 Tiere betreffen.

Hinter dem Meisensterben steckt das Bakterium Suttonella ornithocola, das für Menschen und Haustiere ungefährlich ist. In Österreich liegen bislang keine Meldungen zu erkrankten Meisen vor, wie die Vogelschutzorganisation Birdlife Österreich dem STANDARD mitteilte.

Blaumeisen besonders betroffen

In Deutschland häuften sich bereits Anfang März Berichte über Sichtungen erkrankter Meisen, vor allem Blaumeisen. Zunehmend wurden auch tote Vögel in Gärten aufgefunden. Im April startete der Naturschutzbund einen Aufruf, Verdachtsfälle über ein Onlineformular zu melden. Binnen kürzester Zeit gingen Tausende Meldungen ein, bald konnte auch die Ursache für das Meisensterben gefunden werden: Wie die Veterinärämter mehrerer deutscher Bundesländer vergangene Woche mitteilten, handelt es sich um das Bakterium Suttonella ornithocola.

Dieses 1996 in Großbritannien entdeckte Bakterium kann Krankheiten in verschiedenen Singvögeln hervorrufen, befällt aber fast immer Meisenarten. Nach Angaben des Naturschutzbunds seien auch Tannen- und Haubenmeisen und vermutlich auch Sumpf- und Weidenmeisen von der aktuellen Infektionswelle betroffen, Kohlmeisen allem Anschein nach nicht. Vor allem aber wütet der Erreger unter Blaumeisen, die mit Abstand häufigsten Meisen in deutschen Gärten.

Die Meisenseuche scheint sich in Deutschland weiter auszubreiten, wie die Auswertung der bisher erfassten Meldungen zeigt. Die betroffenen Regionen ziehen sich quer durch Deutschland, vom Saarland und Rheinland-Pfalz über das südliche Nordrhein-Westfalen und Hessen bis in den Westen Niedersachsens. Besonders betroffen seien die Landkreise entlang der unteren Mosel in Rheinland-Pfalz, aber auch die Region um Oldenburg in Niedersachsen, wie der Naturschutzbund berichtet.

Social Distancing für Vögel

"Bei uns in Österreich ist bezüglich kranker Blaumeisen bis dato keine einzige Meldung eingegangen", sagt Susanne Schreiner von Birdlife Österreich. Sollten aber künftig Verdachtsfälle auftreten, könnten diese jederzeit an die Organisation gemeldet werden.

Wer im Garten auf kranke oder tote Meisen stößt, sollte möglichst Social Distancing unter den Vögeln begünstigen, um die Ausbreitung der Seuche zu reduzieren. "Die beste Maßnahme bei Auftreten der Wildvogelkrankheit ist, die Fütterung sofort einzustellen, Futtergeräte, Vogeltränken und Futterreste vom Boden zu entfernen und mit heißem Wasser zu reinigen", sagt Schreiner. "Selbstverständlich sollten auch die toten Vögel nicht im Garten verbleiben, sondern umgehend entsorgt bzw. zur weiteren Untersuchung durch Fachleute bereitgestellt werden." (dare, 27.4.2020)