Katja Kolnhofer rechnet mit keinem Hilfspaket der Regierung für Prater-Betreiber.

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"Ich verkaufe Spaß. Sich nicht in die Augen sehen zu dürfen, nicht gemeinsam zu lachen und zu zittern – daran wird man sich erst gewöhnen müssen. Aber gerade in Zeiten wie diesen ist ein bisserl Freude wichtig: sich in der Hochschaubahn ausschreien dürfen, die Beschleunigung spüren, sich ordentlich erschrecken – einfach das Leben wieder spüren.

Ich bin Schaustellerin in vierter Generation. Meine Familie arbeitet seit 1921 im Wiener Prater. Ich betreibe das Geisterschloss, ein Autodrom, einen Schießstand, ein Bungee-Trampolin und das Fahrgeschäft Extasy. Wir wollten gerade aufsperren, da kam Corona.

Freiluftbetrieb

Von meinen 15 Mitarbeitern arbeiten derzeit nur drei Mechaniker. Sie schließen die Winterarbeiten ab. Ostern wäre enorm wichtig gewesen, an Frühlingswochenenden ist hier im Prater Hauptsaison. Im Herbst tröpfelt das Geschäft, den Winter könnten wir uns sparen. Wir halten bis Jänner offen, damit unsere Leute nicht so lange arbeitslos sind.

Wir sind ein Freiluftbetrieb und hoffen, dass es im Mai wieder losgeht. Dürften wir erst im Herbst aufsperren, wäre das der Ruin, da die Reserven für die Revisionsarbeiten im Winter fehlen.

Stillstand auch im Wiener Wurstelprater. Die Betriebe wollten gerade aufsperren, da kam Corona.
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Gruppenbildung zu verhindern ist kein Problem. Im Prater gibt es ja 80 Chefs, jeder hat sein Team im Griff. Unser Personal ist daran gewöhnt, Anweisungen zu geben. Wir schaffen es, auch auf den Flächen vor unseren Betrieben Social Distancing zu garantieren. Und Sitzplätze würden so vergeben, dass nur Familien gemeinsam fahren können.

Ich bin im Prater aufgewachsen. Als Erwachsene wollte ich erst einmal raus in einen anderen Beruf, später bin ich mit meinen drei kleinen Kindern dorthin zurückgekehrt. Das Familienleben ist hier einfacher und schöner. Es ist wie in einem Wirtshausbetrieb. Jeder kennt hier jeden, die Kinder leben mit. Auch ihnen gefällt es, sie arbeiten schon brav mit.

Keine Bankkredite

Ohne Corona bringt mir der Prater ein sicheres Einkommen. Jetzt aber, nach den Revisionsarbeiten und dem Kauf neuer Gondeln, sind die Konten leer, ich lebe derzeit von der Familienbeihilfe. Hoffnung auf ein Hilfspaket der Regierung habe ich nur wenig. Auch Bankkredite sind schwer zu bekommen, denn die Liegenschaft, auf der wir arbeiten, gehört nicht uns, sondern der Stadt Wien. Ich will einfach nur aufsperren dürfen und neue Umsätze erzielen." (Verena Kainrath, 28.4.2020)