Wenn es die mit "Hausverstand" festgelegten Maßnahmen erlauben, werde der Kartenverkauf für die Styriarte am 2. Juni beginnen, plant Intendant Mathis Huber.

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Auch für die Styriarte und ihren Intendanten Mathis Huber ist klar: Die aktuelle Abstandsregel ist ein Desaster im Kulturbereich. Mit ihr "findet schlicht gar nichts statt – nirgends! Aber diese Regel gehört aus meiner Sicht auch nicht zum Repertoire des Hausverstands", so Huber, der sein Festival längst verschoben hat, jedoch in neuer Form durchführen will.

Huber plant ab 1. Juli "Livekonzerte im Rahmen der noch zu definierenden Beschränkungen. Natürlich gibt es auch Streams all unserer Vorstellungen, da sich ein Teil des Publikums so bald nicht aus dem Haus begeben wird, weil es vielleicht gefährdet ist. Das Publikum darf deshalb ja nicht ausgeschlossen werden."

Umbau in Spielplatz

Für dieses Festival Geschenke der Nacht baut man "die multifunktionale Grazer Helmut-List-Halle in einen Spielplatz um, auf dem die Hygiene- und Distanzregeln eingehalten werden können", der aber "bei aller Kubatur dieses großen Raums intim bleiben" würde. Darin würden rund 16 bis 20 der Programme gezeigt, "redimensioniert auf einstündige Ereignisse mit maximal zehn Ausführenden".

Es würde drei Vorstellungen am Tag geben. So könnte man live etwa die Hälfte der Gäste erreichen, die "wir normalerweise erreichen. Dazu spielen wir noch einige unserer Open-Air-Programme – auch mit halbierten Publikumsgrößen."

Starten wird die Styriarte neu wie die alte mit "einem auch sehr widerstandsfähigen Steirer des 18. Jahrhunderts, mit Johann Joseph Fux. Er hat mit seiner Oper Die Geschenke der Nacht, die wir natürlich nicht als szenische Produktion zeigen können, der Styriarte 2020 ja den Titel gegeben."

Regeln mit "Hausverstand"

Huber sieht sich "auf schwankendem Boden. Aber wenn das Virus in Schach gehalten ist, wovon wir ausgehen, eröffnen wir am 1. Juli die Ära des neuen Veranstaltens." Dazu braucht es dennoch neue Regeln, von denen Huber rechnet, dass sie "Mitte Mai bekannt und mit Hausverstand festgelegt werden". Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) habe dies ja in Aussicht gestellt. ",Hausverstand‘, das war sein Wort", so Huber. "Und wenn das so ist, dann beginnt am 2. Juni für uns der neue Kartenverkauf!"

Budgetmäßig "bewegen wir uns damit selbstverständlich dennoch am Rande des Abgrunds. Aber da halten wir es mit Nikolaus Harnoncourt, der uns, wenn auch mehr in Bezug auf die Kunst als aufs Budget, eingehämmert hat: Genau am Rand des Abgrunds beginne die Schönheit. Also volles Risiko, sonst wird nix draus!"

Ein Vorgeschmack wird die Uraufführung von Gerd Kührs neuestem Werk im Internet: Die "Corona-Meditation", bei der sich im zweiten Teil beliebig viele Pianisten zuschalten und mitspielen können, wird am Donnerstag um 20.20 Uhr übers Netz gehen. (Ljubiša Tošić, 28.4.2020)