Für die Brasilianer und Brasilianerinnen, die die Corona-Pandemie momentan mit voller Wucht trifft, kommt derzeit eine Reihe weiterer Probleme hinzu. Erstens haben sie einen Präsidenten, der als einer der letzten Staats- und Regierungschefs weltweit das Virus bagatellisiert. Er bekämpft nicht das Virus, sondern all jene, die dessen Ausbreitung einzudämmen versuchen. Zweitens gesellt sich zur gesundheitlichen Krise eine politische.

Die Corona-Pandemie trifft Brasilien momentan mit voller Wucht.
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Vergangenen Freitag verkündete der Justizminister und überaus populäre Antikorruptionskämpfer Sérgio Moro seinen Rücktritt. Als Grund nannte er die angebliche Einflussnahme des Präsidenten auf die Polizei. Er wirft diesem nun Korruption vor. Moro ist der zweite beliebte Minister, der die Regierung verlassen hat. Kürzlich entließ Bolsonaro Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta, da sich dieser gegen seinen Corona-Kurs gestellt hatte.

An sich wäre es eine gute Nachricht, dass Bolsonaro immer mehr an Unterstützung verliert. Seine größten Gegner sind aber nicht etwa Oppositionelle, sondern seine bisherigen Unterstützer, die Generäle. Sie haben ihre Macht unter dem Armee-affinen Bolsonaro systematisch ausgebaut. Stimmen die Gerüchte, die derzeit die Runde machen, dann wollen sie sie nun an sich reißen – mit Bolsonaro als Strohmann an der Spitze oder gar durch seine Entmachtung. Sollte dies zutreffen, dann wäre das ein weiterer schwerer Schlag für Brasiliens junge Demokratie. (Anna Giulia Fink, 27.4.2020)