Staaten und Steuerzahler sollen den Airlines über ihre Turbulenzen hinweghelfen, in die sie die Krise gestürzt hat.

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Wien – Durchgerüttelt und durchgeschüttelt werden die internationalen Airlines, obwohl und weil ihre Flieger auf dem Boden stehen. Boeing hat nun den Kauf der brasilianischen Embraer um 4,2 Milliarden Dollar abgesagt, die Brasilianer kündigen Klagen an. Diese Woche wird Boeing wohl einen drastischen Jobabbau ankündigen. Der Chef von Airbus, Guillaume Faury, hat die Belegschaft des europäischen Flugzeugbauers schon auf tiefgreifende Einschnitte eingestellt. Airbus verbrenne Geld in einem nie dagewesenen Tempo. 3.000 Mitarbeiter in Frankreich auf Kurzarbeit zu setzen werde wohl nicht ausreichen. 135.000 Mitarbeiter beschäftigt der Konzern – noch.

Norwegian will Milliarden vom norwegischen Staat, die deutsche Condor bekommt 550 Millionen vom Staat, Lufthansa braucht rund zehn Milliarden Euro. Diese Woche sollen multilaterale Verhandlungen beginnen, sind doch auch Österreich (AUA) und die Schweiz (Swiss) betroffen. Von Belgien, wo die Lufthansa-Tochter Brussels unterwegs ist, will die Mutter 290 Millionen Euro Kredit.

Österreich könnte sich an Lufthansa beteiligen

Die Kernfrage: Soll sich der Staat im Gegenzug für Hilfe an der Lufthansa beteiligen? Und wenn ja, wie? In Deutschland ist die Politik gespalten, CSU-Chef Markus Söder sprach sich zuletzt für eine stille Beteiligung aus.

Auch in Österreich gibt es da noch keine klare Linie. Es kristallisiert sich aber heraus, dass der Staat wenn, dann nur bei der AUA-Mutter Lufthansa einsteigen wird. Eine Beteiligung an der AUA würde dem Aktionär Staat nicht genug Gestaltungsmöglichkeiten einräumen, lautet das Argument. Bevor in Deutschland verhandelt wird, muss allerdings noch besetzt werden: Das österreichische Expertenteam steht noch nicht.

Sparpaket für Nach-Krisenzeit

Ja, und wie viel Geld die AUA vom österreichischen Staat braucht, ist auch noch nicht bekannt. Die Airliner haben ihren Antrag bei der staatlichen Finanzierungsagentur Cofag noch immer nicht eingebracht, das soll dieser Tage geschehen. Und da greift eins ins andere: Am Donnerstag muss die Fortbestandsprognose von Wirtschaftsprüfer PwC auf dem Tisch sein, die setzt einen nachvollziehbaren Businessplan für die Zeit nach der Corona-Krise voraus. Dass die AUA sparen muss, ist bekannt: 20 Flieger weniger, die Personalkosten sollen um 20 Prozent sinken. Wie tief die Einschnitte bei den 7000 Mitarbeitern ausfallen werden, wurde noch nicht bekanntgegeben.

Nimmt man die Angaben der Lufthansa von voriger Woche (100 Flieger und 10.000 Jobs weniger in Deutschland), lässt sich abschätzen, wie viele AUA-Jobs auf dem Spiel stehen. Umgelegt auf die 20 AUA-Flieger, die wegfallen (aber kleiner sind als jene der Lufthansa), würde das einen Abbau von 1.500 bis 2.000 Mitarbeitern bedeuten. Bei der AUA wollte sich dazu niemand äußern.

Krisenbeitrag der Mitarbeiter

Von den jetzigen Beschäftigten fordert das Management einen "temporären" Krisenbeitrag: Gehaltsverzicht und Mehrarbeit. Die Belegschaftsvertreter schließen das nicht aus, billigere Kollektivverträge, wie sie Arbeitgeber AUA anstrebt, seien aber ein No-Go, werden Betriebsräte und Gewerkschafter nicht müde zu betonen. Die AUA rechnet damit, frühestens 2023 wieder auf Vorkrisenniveau zu fliegen, für heuer erwartet sie einen Verlust im dreistelligen Millionenbereich. (Renate Graber, 27.4.2020)