Sandro Platzgummer muss jetzt lernen, NFL-Tackles auszuweichen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Erstmals seit den 1980ern ein Österreicher in einem Match der National Football League? Noch nicht ganz, aber ein wichtiger Schritt dahin ist geschafft. Sandro Platzgummer von den Swarco Raiders schaffte als Teilnehmer des International Pathway Programms den Sprung in den erweiterten Kader der New York Giants.

Neues Kapitel im Big Apple

"Es war ein wahnsinnig schönes Gefühl, die erlösende Nachricht zu bekommen", wird der 23-Jährige in einer Aussendung der Raiders zitiert. "Sorgen, dass es nichts wird, habe ich mir nicht gemacht, weil auch mein Weg zuhause gut funktioniert. Ich habe bewusst versucht, mir da keinen Druck zu machen", sagte der Runningback, der nun im Big Apple ein neues Kapitel aufschlägt.

Elisabeth Swarovski sieht ihren Kurs mit den Raiders bestätigt. "Sandro ist einer von uns, ein echtes Eigengewächs der Raiders. Unsere konsequente Nachwuchsarbeit bringt Talente hervor, die mithelfen, dass in Österreich ein attraktiver American Football auf höchstem europäischem Niveau gespielt wird. Mehr geht nur in den USA", sagte die Raiders-Präsidentin.

Wann Platzgummer wirklich zu seinem Team stoßen kann, ist wegen Corona noch unklar. Vorerst stehen lediglich Online-Trainings und -Meetings am Programm. Der Tiroler ist nach Toni Fritsch, Toni Linhart und Raimund "Ray" Wersching der vierte Österreicher in der NFL – aber der erste, der nicht auf der Position des Kickers spielt.

Gemeinsam mit acht weiteren Spielern, darunter Vikings-Receiver Bernhard Seikovits, nahm Platzgummer im Februar und März an einem Trainingslager in Florida teil. Das 2017 gestartete Pathway Programm der NFL hat das Ziel, die Reichweite der Liga zu vergrößern, indem internationalen Talenten eine Chance gegeben wird, sich für einen fixen Platz im Spielerkader aufzudrängen. Aus jedem Jahrgang bekommen vier Spieler eine NFL-Chance, neben Platzgummer darf sich heuer unter anderem der Deutsche David Bada bei den Washington Redskins für Höheres empfehlen.

Pro Saison erhalten alle Teams einer Division – heuer kommt die NFC East zum Zug – die Chance, einen Spieler aus dem Programm zu verpflichten. Bewährt sich ein Kandidat im Sommertraining, besteht die Chance, in den finalen 53-Mann-Kader aufgenommen zu werden.

Klappt dies nicht, so ist noch nicht Hopfen und Malz verloren. Das Talent kann sich über einen durch das IPP-Regulativ geschaffenen Sonderplatz im Practice Squad weiter herantasten, dann aber in der laufenden Saison nicht in den aktiven Kader befördert werden. Alternativ könnten die Giants Platzgummer auch einen "normalen" Platz im Trainingskader geben, womit sie ihn während der Saison jederzeit hochziehen könnten. (honz, schau, 27.4.2020)