Bild nicht mehr verfügbar.

Die App des Roten Kreuzes setzt auf Freiwilligkeit und Datenschutz.

Foto: AP A

Bei Hintergrundgesprächen mit Journalisten testet das Bundeskanzleramt derzeit immer wieder aus, wie bestimmte Themen ankommen. Etwa in Hinblick auf den Einsatz von Smartphone-Apps zur Bekämpfung der Corona-Ausbreitung. Bei den Gesprächen zeigt sich die türkise Mannschaft mit der "Stopp Corona"-App des Roten Kreuzes unglücklich. Unter der Hand wurde sie bereits "für tot erklärt", schreibt der gewöhnlich gut informierte Ö1-Journalist Stefan Kappacher in seinem Blog.

"Selbstverständlich nicht"

Tatsächlich hilft die App nur, wenn sie von mindestens 60 Prozent der in Österreich lebenden Menschen genutzt wird. Davon ist sie aber mit dem Beharren auf Freiwilligkeit noch meilenweit entfernt, rund 400.000 Nutzer hat die App derzeit. Dementsprechend soll das Kanzleramt derzeit auf der Suche nach Alternativen sein. Gefallen findet es aber offenbar an jener Tracking-App, die bislang in Israel genutzt wurde und das Handy zu einer Art Fußfessel macht. Eine Hürde könnte dabei aber der Koalitionspartner darstellen: Für die Grünen kommt der Einsatz einer solchen App nämlich "selbstverständlich nicht" infrage, wie Klubobfrau Sigrid Maurer dem STANDARD sagt.

Geheimdienst überwacht

In Israel hat der Inlandsgeheimdienst Shin Bet Handys von Erkrankten überwacht, um zu sehen, mit wem sie vor der Diagnose in Kontakt standen. Diese Menschen wurden dann per SMS aufgefordert, sich in Quarantäne zu begeben.

Die dahinterstehende Technologie wurde eigentlich zur Terrorbekämpfung entwickelt. Die Regierung hatte die Zweckentfremdung mit dem Hinweis gerechtfertigt, dass es darum geht, Leben zu retten. Menschenrechtsorganisationen wollten sich dieser Meinung nicht anschließen und klagten. Mit Erfolg: Israels Höchstes Gericht hat den Einsatz mittlerweile verboten, da die App eine schwere Verletzung der Privatsphäre darstelle. (Markus Sulzbacher, 28.4. 2020)