Das Strandbad Gänsehäufel ist derzeit noch nicht mit Wasser gefüllt, soll aber bis zum 29. Mai vorbereitet sein.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – Die Erleichterung war dem für die Wiener Bäder zuständigen Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) anzusehen. "Es gibt keinen Grund, die Freibadsaison abzuschreiben", sagte er – auch wenn er einräumte, dass diese aufgrund von Einschränkungen "sicher nicht" mit den Vorjahren vergleichbar sein werde.

Am Montagvormittag hatte die Bundesregierung bekanntgegeben, dass Schwimmbäder und Freizeitanlagen ab 29. Mai geöffnet werden dürfen. Wien will sich an diese Vorgaben halten und die städtischen Bäder an diesem frühestmöglichen Termin aufsperren, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ankündigte.

Zugänglich werden auch alle Sportanlagen in den Bädern, die gemäß den Richtlinien des Bundes benutzt werden dürfen. Ludwig erwähnte etwa Tennis- oder Minigolfanlagen. Er rechnete aber auch damit, dass der Bund die Liste der Sportarten bis Ende Mai noch erweitern wird – etwa um Beachvolleyball.

Freigabe für Schwimmbecken fehlt noch

Fix ist, dass die Becken zum Saisonstart eingelassen sind. Und Ludwig geht davon aus, dass darin auch geschwommen und geplantscht werden darf. Allerdings fehlt dafür noch immer die Freigabe durch das Gesundheitsministerium: Diese ließ zuletzt von Experten noch die Frage behandeln, ob über und durch Wasser das Sars-CoV-2-Virus übertragen werden kann. Eine finale Empfehlung ist hier noch ausständig. Stadtchef Ludwig berief sich am Montag auf von der Stadt Wien eingeholte Expertenmeinungen und sagte, dass er "eher nicht" von einer Corona-Ansteckungsgefahr in den Bädern ausgehe – "schon gar nicht im gechlorten Wasser".

Ebenfalls unklar ist noch, wie viele Gäste pro Quadratmeter in den Bädern insgesamt sowie im Speziellen in den Becken erlaubt werden. Fix ist nur, dass es jedenfalls Zugangsbeschränkungen und Abstandsregeln für die Liegewiesen und im Wasser geben wird. Auch hier wird laut Czernohorszky noch auf die Vorgaben des Bundes gewartet. Ludwig setzt bei der Einhaltung der Maßnahmen auf Eigenverantwortung: "Es kann nicht für jeden Besucher ein eigener Badewaschl abgestellt werden", meinte er. Czernohorszky pflichtete Ludwig bei, sprach aber statt "Badewaschln" von "Bassin-Aufsehern".

Kriterien des Bundes sollen diese Woche fertig sein

Im Gesundheitsministerium heißt es auf STANDARD-Anfrage, dass Hygieneempfehlungen und Leitlinien für die Öffnung der Schwimmbäder noch von einer Expertengruppe erarbeitet, aber "diese Woche fertiggestellt werden. Auf Basis dieser Leitlinien können sich die Bäder mit einer vierwöchigen Vorlaufzeit auf die Öffnung einstellen."

Kinder zahlen einen, Erwachsene drei Euro

Um einen zügigen Einlass trotz Beschränkungen sicherzustellen, wird es ein einfaches und günstiges 1-2-3-Tagesticketsystem geben. Kinder zahlen nur einen Euro Eintritt, Jugendliche zwei Euro, Erwachsene drei. Für Kinder und Erwachsene wird der Ticketpreis damit um mehr als die Hälfte günstiger. Der Zutritt für Kinder unter zehn Jahren wird nur in Begleitung eines Erwachsenen möglich sein.

Monats- und Saisonkarten gibt es nicht, diese werden zurückerstattet. Stammgäste erhalten den reduzierten Zwei-Euro-Tarif. Onlinetickets sollen bis zu drei Tage im Voraus gelöst werden können.

Hubert Teubenbacher, Abteilungsleiter der städtischen Bäder, will zudem Möglichkeiten schaffen, dass sowohl online als auch vor den Bädern in Echtzeit die noch erlaubten Badegäste-Kapazitäten ersichtlich sind. Laut Teubenbacher dürften nur 30 bis höchstens 50 Prozent der üblichen Anzahl an Badegästen zugelassen werden.

Die Wiener Bäder, ohnehin ein Zuschussbetrieb, rechnen heuer jedenfalls mit einem fetten Minus und einem Einnahmenentfall von rund 50 Prozent.

Neues Hallenbad in der Donaustadt bis 2030

Am Montag wurde auch ein Ausbau der Wiener Bäderinfrastruktur bis 2030 bekanntgegeben. Ein völlig neues Schwimmbad wird in der Donaustadt entstehen, der Standort ist noch offen. Zudem erhalten vier Bäder (Höpflerbad, Laaerbergbad, Simmeringer Bad und Großfeldsiedlungsbad) eine neue Schwimmhalle, das Brigittenauer Bad wird mit einem Außenbecken aufgewertet. 100 Millionen Euro Investitionen bis 2030 sind vorgesehen. Auf der anderen Seite geht Wien aber auch eines großen, traditionsreichen Hallenbads verlustig: Das private Dianabad schließt Ende Oktober endgültig seine Pforten.

Therme Wien noch ohne Wiedereröffnungsdatum

Die privat geführte Therme Wien wollte auf STANDARD-Anfrage noch kein Wiedereröffnungsdatum nennen. Solange keine Verordnung des Bundes vorliegt, "können keine gesicherten beziehungsweise seriösen Aussage getroffen werden", hieß es in einer Stellungnahme.

Verordnung für Neusiedler See läuft aus

Die frei zugänglichen Badeplätze in Wien etwa an der Alten und Neuen Donau sind bereits verfügbar. Auch der Neusiedler See ist schon am langen Wochenende wieder durchgehend besuchbar: Die für alle burgenländischen Seen geltende Verordnung, wonach nur Wohnsitzer in einem 15-Kilometer-Radius in die Bäder dürfen, läuft am Donnerstag wie geplant aus. Ersatz ist nicht geplant. Aber, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ): "Wir sind uns dessen bewusst, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist und es durchaus möglich ist, dass wir den Zugang bei Bedarf wieder reglementieren müssen." Doskozil appelliert daher, "dass die Besucherinnen und Besucher sich an das vom Bund vorgegebene Social Distancing halten und verantwortungsvoll mit der Öffnung umgehen". Das Wetter, hört man, könnte mitspielen: Kühl soll der Mai beginnen. (David Krutzler, Wolfgang Weisgram, 28.4.2020)