Eines leerer Schanigarten verursacht starke Gefühle.

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So, rechnen wir zwischendurch einmal ab: Mir reicht es langsam. Es ist jetzt dings Wochen her, seit ich mit Ausgehverbot, ja, nein, vielleicht, in der Wohnung sitze und Netflix auswendig lerne. Neulich habe ich während meines schleichenden Hirntods sogar auf einem dieser G’scheiterlkanäle im TV, für die man auf der Fernbedienung schon einmal zweistellige Zahlenkombinationen drücken muss, eine Sendung über süße Felltierchen in den australischen Alpen angeschaut. In voller Länge. Freiwillig.

Normal laufen dort Dokus wie Kochen mit Hitler oder Darüber lacht die Stasi. Wahrscheinlich war aber grad Welttag der süßen Felltierchen, die wir nicht essen, weil sie so süß sind, oder so. Oder dieser bärtige Onkel, der sonst 24 Stunden am Tag den Urknall des Universums erklärt, hatte gerade drehfrei wegen dringender Trunksucht. Ist ja egal. Felltierchen, ja ... Es war jedenfalls mitten in der Nacht, und ich bin aus lauter Langeweile und wegen extremer Zwangserholung aufgewacht. Ja, ich habe mich hochgeschlafen. Ich komme statt sechs auf neun Stunden täglich. Das Mittagsschlaferl ist dabei noch nicht eingerechnet.

Zwischen Kühlschrank und Waage

Mittagsschlaf ist heute ausgefallen, ich war "draußen". Gerade bin ich am Schanigarten vom Kaffeehaus vorbeigegangen, in dem man gern in der Früh einen Espresso trinkt, weil die Welt da noch in Ordnung ist. Abends sitzt man auch dort. Dann ist die Welt allerdings nicht immer noch in Ordnung. Und es gibt am Abend auch keinen Espresso. Ich habe bezüglich des Schanigartens gerade starke Gefühle.

Wenn ich jetzt während Das perfekte Dinner auf Vox nicht gerade auf der Yogamatte liege und darauf warte, dass der Drill-Sergeant im Haushalt endlich schlappmacht, stehe ich beim Kühlschrank oder auf der Waage. Wenn ich hinunterschaue, sehe ich die Zahlen noch, ohne dass ich mich bücken muss. Ich will darüber nicht sprechen.

Meistens findet Yoga wegen des Muskelkaters nur alle drei Tage statt, der Kühlschrank öfter. Kein Wunder, dass ich unausgeglichen bin. Vielleicht sollte ich Spanisch lernen oder ein Buch schreiben. Aber das hatten wir schon einmal. Auf Netflix gibt es eine neue Serie. Irgendwelche Leute planen irgendwo einen Amoklauf, oder so. Ich glaube, das ist etwas für mich. (29.4.2020)