Flohkrebse machen einen ohnehin schon schädlichen Schmerzmittel-Wirkstoff noch giftiger.

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Dübendorf – Das Medikament Diclofenac ist für die Umwelt besonders schädlich. Das liegt zum einen daran, dass der Schmerzmittel-Wirkstoff für manche Tierarten hochgiftig ist. So ist der Bestand des Bengalgeiers in Asien in den vergangenen zehn Jahren durch den Arzneimitteleinsatz bei Rindern um über 99 Prozent zurückgegangen. Zum anderen wird Diclofenac in Kläranlagen kaum abgebaut und reichert sich deshalb in Gewässern an.

Bei Fischen schädigt es Leber, Nieren und Kiemen. Flohkrebse verwandeln die Substanz sogar in ein noch stärkeres Gift. Sie machen daraus Diclofenac-Methyl-Ester, wie eine im Fachmagazin "Environmental Science & Technology" veröffentlichte Studie des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag zeigt.

Gefährlicher als Diclofenac

Dieser Stoff ist nicht nur toxischer als das Ausgangsprodukt: Da er schlecht wasserlöslich ist und weniger leicht ausgeschieden wird, reichert er sich in Lebewesen an. "Deshalb halte ich den Stoff für potentiell gefährlicher als Diclofenac", sagte Juliane Hollender, die Leiterin der Eawag-Abteilung Umweltchemie.

Laut Hollender trat diese Art der chemischen Umwandlung unerwartet auf und sollte auch bei toxikologischen Risikoabschätzungen für andere Substanzen berücksichtigt werden. Denn nach ersten Untersuchungen geschieht diese Biotransformation auch in höheren Lebewesen wie Fisch und Mensch.

Zusätzliche Reinigungsstufe

In der Schweiz werden momentan gut hundert Abwasserreinigungsanlagen mit einer vierten Reinigungsstufe ausgerüstet, um Mikroverunreinigungen effektiv zu entfernen. "Nach dieser zusätzlichen Elimination taucht Diclofenac in den Gewässern nicht mehr in erhöhten Konzentrationen auf", verspricht Hollender. (red, APA, 4.5.2020)