Den Haag – Zwischen 1665 und 1667 malte Jan Vermeer van Delft eines der bekanntesten Bilder der Kunstgeschichte. Obwohl das 45 Zentimeter hohe und 40 Zentimeter breite, mit Öl auf Leinwand gemalte Porträt "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" bereits mehrfach genauer untersucht worden ist, blieben bis heute einige Fragen offen. So weiß man bis heute nicht, wen das Gemälde tatsächlich darstellt.
Daran konnte auch die bisher größte wissenschaftliche Untersuchung des berühmten Bildes ändern. Immerhin aber erbrachten die umfassenden Analysen neue Erkenntnisse über den Maler und seine Arbeitsweise. "Wir sind dem Bild sehr viel näher gekommen als jemals zuvor", sagte die Direktorin des Den Haager Mauritshuis, Martine Gosselink.
Verschwundener Vorhang
Die Forscher entdeckten nach Angaben des Museums, dass Vermeer hinter dem Mädchen ursprünglich einen grünen Vorhang gemalt hatte. Der war im Laufe der Zeit verschwunden. Außerdem sahen sie mit Hilfe von Röntgen-Scannern die feinen Wimpern des Mädchens, die mit dem menschlichen Auge nicht zu sehen sind.
Der "Perlenohrring", so das Museum, sei nur "eine Illusion". Der Ohrring schwebe, denn es gebe keinen Haken, mit dem er am Ohr befestigt sein müsste. Dank der Untersuchung ist nun erstmals auch die Farbpalette Vermeers detailliert beschrieben.
Ein internationales Forscherteam hatte das Bild im März 2018 mit den neuesten Scannern und Techniken untersucht. Jetzt machte das Museum auf einer virtuellen Pressekonferenz die Ergebnisse bekannt. Es war nach 1994 die zweite große wissenschaftliche Untersuchung des Meisterwerkes. (red, APA, 29.4.2020)