Bild nicht mehr verfügbar.

Wie kann E-Learning zum Erlernen des Berufs Physiotherapeut genutzt werden?

Foto: dpa

Im Unterricht heißt das Gebot der Stunde E-Learning. Während theoretischer Lernstoff per Fernunterricht gut vermittelbar ist, wird es dort schwieriger, wo Fähigkeiten praktisch erlernt, wo etwa Handgriffe vorgezeigt und kontrolliert werden müssen. Die Physiotherapie ist so ein Bereich: Studierende bekommen unmittelbares Feedback, wenn sie im Unterricht gemeinsam mit ihren Kommilitonen üben. Kann auch bei diesen Lerninhalten E-Learning ein zielführendes Hilfsmittel sein?

Dieser Frage sind Forschende des Studiengangs Physiotherapie der FH Gesundheitsberufe in Oberösterreich nachgegangen. Margit Eidenberger und ihr Team haben die Studierenden eines Jahrgangs eingeladen, an einer dahingehenden Studie teilzunehmen. Ein Teil von ihnen sollte eine physiotherapeutische Behandlungstechnik via E-Learning lernen und ihre Kompetenz anschließend mit einer Kontrollgruppe, die die Technik auf konventionelle Art im direkten Unterricht erlernt hat, vergleichen.

Gleiche Verteilung

Die 28 Studierenden, die sich für die Studie bereiterklärten, wurden laut Eidenberger in zwei Gruppen eingeteilt, wobei achtgegeben wurde, dass die Verteilung von Studierenden mit gutem Notendurchschnitt in beiden Gruppen etwa gleich war. Als Lehrinhalt wurde eine Variante der sogenannten Propriozeptiven Neuromuskulären Fazilitation (PNF) ausgewählt. Die Behandlung nutzt die Stimulation der körpereigenen Sensorik, um das Bewegungsverhalten eines Menschen nach einer Verletzung oder einer Operation wieder zu verbessern. PNF wird etwa auch bei Querschnittlähmungen oder nach Schlaganfällen eingesetzt. Grundsätzliche Kenntnisse der Behandlungstechnik waren bei den Studierenden vorhanden.

Über die Lernplattform Moodle wurde nun neben schriftlichen Unterlagen ein eigens produziertes Video zur Verfügung gestellt, in dem die Anwendung der Behandlungstechnik im Kopfbereich vorgestellt wurde. Klar wurde dabei etwa, dass Lehrvideos immer auch eine gewisse Qualität erfüllen müssen und ihre Herstellung einen entsprechenden Aufwand bedeutet, betont Eidenberger.

Praktische Prüfung

Die Studierenden führten während ihrer Übungstätigkeit ein Logbuch und beantworteten Fragen bezüglich ihrer Zufriedenheit mit der E-Learning-Methode. Kontrolliert wurde das Gelernte einerseits per Multiple-Choice-Tests, andererseits per praktischer Prüfung – wobei die Prüferin nicht wusste, wer die Kenntnisse per E-Learning erwarb. Die detaillierten Ergebnisse der Studie werden voraussichtlich am Europa-Kongress der World Confederation of Physiotherapy vorgestellt, der im September in Leuven in Belgien stattfinden soll. Eidenberger schickt aber voraus, dass die E-Learning-Daten recht "vielversprechend" aussehen würden.

Für die Forscherin ist aber auch klar, dass E-Learning – trotz der Corona-Krise-bedingt weitläufigen Umstellung des Lehrbetriebs – letztendlich nur teilweise und ergänzend und zur Unterstützung von Übungen eingesetzt werden kann. "Die Studierenden wünschen sich immer auch die Rückmeldung der Lehrenden. Zum Schluss braucht es immer noch auch persönliches Feedback", sagt die Forscherin. (pum, 4.5.2020)