Seit Sonntag dürfen Kinder bis 14 Jahre in Spanien wieder unter strengen Auflagen für eine Stunde pro Tag aus dem Haus, wie hier dieser Bub in Barcelona.

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In mehreren europäischen Ländern werden nach wochenlangen Einschränkungen nun erste vorsichtige Schritte gesetzt, um aus der selbstauferlegten Blockade zu kommen, die durch diverse gegen das Coronavirus gesetzte Maßnahmen verursacht wurde. Während Österreichs Regierung am Dienstag bekanntgab, dass ab 1. Mai die Ausgangsbeschränkungen gelockert werden, handhaben andere Staaten ihre Maßnahmen restriktiver – besonders Italien, Spanien und Frankreich, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind.

Italien erlaubt seinen Bürgern ab dem 4. Mai wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit in der eigenen Region. Zumindest Spazierengehen wird nun wieder möglich. Ministerpräsident Giuseppe Conte erklärte am Sonntagabend, Italien trete in die Phase zwei seines Plans zur Öffnung des Landes. Die Wirtschaft wird stufenweise hochgefahren, die Schulen und Kindergärten bleiben aber bis September geschlossen. Für Schutzmasken wird ein Höchstpreis von 50 Cent pro Stück eingeführt.

Spanien plant eine schrittweise Lockerung – zeitversetzt nach regionalen Gesichtspunkten, je nach Intensität der Epidemie. Seit Sonntag dürfen Kinder bis 14 Jahre wieder unter strengen Auflagen für eine Stunde pro Tag aus dem Haus. Premier Pedro Sánchez kündigte auch an, dass ab 2. Mai das Spazierengehen mit Mitbewohnern aus dem gleichen Haushalt und Sport im Freien wieder erlaubt sind.

In Frankreich sollen ab 11. Mai die harschen Ausgangsbeschränkungen leicht gelockert werden. Schulen und Kindergärten sollen peu à peu wieder öffnen, die Restaurants, Cafés und Kinos jedoch geschlossen bleiben. Auch im Nahverkehr und für Geschäfte wird es Erleichterungen geben, kündigte Premierminister Édouard Philippe an. In öffentlichen Verkehrsmitteln gilt Maskenpflicht.

Boris Johnson bremst

In Großbritannien hat Premier Boris Johnson nach seiner Genesung zwar am Montag wieder seinen Dienst angetreten. Auf eine Lockerung der Maßnahmen müssen die Briten aber noch warten: Es gelte, eine zweite Infektionswelle zu verhindern, erklärte er. Ab 7. Mai soll nun eine Neubewertung der Situation erfolgen.

In Ungarn hat die oppositionell regierte Hauptstadt Budapest am Montag eine Maskenpflicht in Geschäften oder öffentlichen Verkehrsmitteln angeordnet. Seit einem Monat gelten in dem Land strenge Ausgangsbestimmungen. Regierungschef Viktor Orbán hat sich vom Parlament zeitlich unbefristete Vollmachten geben lassen.

Seit Montag dürfen auch in der Schweiz wieder Baumärkte öffnen. Auch Friseur- und Kosmetiksalons können wieder aufsperren. Arztpraxen und Physiotherapeuten dürfen nun auch wieder Patienten mit nicht dringenden Anliegen behandeln, Krankenhäuser können nun aufgeschobene Eingriffe durchführen. In zwei Wochen sollen die Schulen wieder öffnen.

In der türkische Millionenstadt Istanbul ist am Montag eine viertägige Ausgangssperre abgelaufen. Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu kritisierte am Dienstag den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, weil dieser keine Ausgangssperre über das gesamte Land verhängen will. Imamoglu, der zur Oppositionspartei CHP gehört, beklagt darüber hinaus mangelnde Informationen durch das Gesundheitsministerium. Istanbul ist in der Türkei am stärksten von Corona betroffen.

Schwedischer Vernunftweg

Schweden ist von Beginn an einen Sonderweg gegangen. Dort setzt man auf Selbstverantwortung und Vernunft anstelle von Verboten und Vorschriften. Auch Restaurants haben mit Einschränkungen offen. Mehrere Lokale, in denen die Regeln zum nötigen Abstand zwischen den Gästen missachtet wurden, wurden nun jedoch vorübergehend geschlossen. (vos, 28.4.2020)