Erntehelfer sind in Tirol heuer Mangelware. Das rief mitunter Personalvermittler auf den Plan.

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Innsbruck – Tirols Gemüsebauern suchen dringend nach Erntehelfern. Aufgrund der Beschränkungen im Zuge der Corona-Krise können die Saisonarbeiter aus Osteuropa, die seit Jahren für diese Tätigkeiten beschäftigt werden, nicht einreisen. Das Landwirtschaftsministerium richtete eigens eine Online-Plattform ein, auf der sich willige Einheimische, die von Jobverlust oder Kurzarbeit betroffen sind, als Erntehelfer melden können. Und auch private Personalvermittler haben ein neues Betätigungsfeld gefunden.

Die Tiroler Firma Immoservice24 ist eigentlich auf die Vermittlung von Putzkräften im Tourismus spezialisiert. Weil dieser Geschäftszweig wegen des Coronavirus kurzfristig weggebrochen ist, werden nun Helfer für die Landwirte vermittelt. Für 120 Euro pauschal pro Arbeitskraft und Arbeitstag bietet Immoservice24 Erntehelfer an. Doch das könne sich rein rechnerisch nicht ausgehen, wie Bernhard Höfler von der Tiroler Produktionsgewerkschaft erklärt: "Nur wenn man keine Lohnnebenkosten und Sozialversicherungsbeiträge bezahlt, ist dieser Preis machbar." DER STANDARD berichtete bereits zu den Vorwürfen, die von Gewerkschaft, Arbeiter- sowie Landarbeiterkammer kommen.

Unternehmer vermutet "Verleumdungskampagne"

Höfler hat mittlerweile gegen Immoservice24 eine Sachverhaltsdarstellung bei der Finanzpolizei und der Gesundheitskasse eingebracht. Der Verdacht lautet auf Lohn- und Sozialdumping. Der Personalvermittler weist diesen Vorwurf zurück. Für eine direkte Stellungnahme war die Firma nicht erreichbar und verwies an ihren Anwalt, aber in einer schriftlichen Aussendung ist von einer "beispiellosen Verleumdungskampagne" die Rede.

Dass Immoservice24 eine Pauschale von 120 Euro pro Mitarbeiter verrechne, beruhe "auf Hörensagen", heißt es in der Aussendung. Allerdings stand der Betrag bis vor kurzem noch auf der Homepage der Firma, und auch ein namhafter Tiroler Landwirt, der Erntehelfer über den Personalvermittler beschäftigt, bestätigt diese Pauschale. Die Gewerkschaft hat auch in ihrer Sachverhaltsdarstellung vorgerechnet, dass sich bei diesem Preis eine gesetzeskonforme Anstellung der Erntehelfer für den Personalvermittler nicht ausgehen kann.

Der Landwirt sagt, auch ihm sei das Konstrukt eigenartig vorgekommen, weshalb er es von seinem Anwalt prüfen ließ. Um sicherzugehen, habe er daher auf eine Zusatzklausel im Vertrag mit Immoservice24 bestanden, wonach er in jedem Fall "schad- und klaglos gehalten" werde. (ars, 29.4.2020)