Die Mängelliste am Berliner Flughafen war lang, das größte Problem stellte jedoch der Brandschutz dar.

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Berlin – Meldungen über Verzögerungen beim Berliner Flughafen (BER) brachten die Gemüter größtenteils kaum noch in Wallung. Sie gehörten in den vergangenen neun Jahren schon irgendwie dazu. Doch nun ist ein großer Schritt Richtung Öffnung geschafft. Am Dienstag hat die zuständige Baubehörde des Landkreises Dahme-Spreewald den Hauptstadtflughafen zur Nutzung freigeben. Damit rückt die Eröffnung ein großes Stück näher. Sie ist aktuell für den 31. Oktober geplant

"Ich möchte allen danken, die den BER nicht aufgegeben haben", sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Er will einen Schlussstrich ziehen unter Jahre, die von steigenden Kosten und sechs geplatzten Eröffnungsterminen geprägt waren. Mit hohem persönlichen Engagement und großem Beharrungsvermögen sei das Terminal Stück für Stück zu einem sicheren Gebäude gemacht worden, hob Lütke Daldrup hervor.

Lange Liste von Problemen

Die zahlreichen Planungsfehler, Baumängel und Technikproblemen in dem Neubau in Schönefeld am südöstlichen Berliner Stadtrand hatten immer wieder für Aufsehen gesorgt: zu kurze Rolltreppen, Licht, das nicht ausging, Raum-Chaos wegen falscher Nummerierung – das waren einige Meldungen. Die größten Probleme machte jedoch der Brandschutz. Jahrelang wurde umgebaut und ein Kabelsalat entflochten. Erst vergangene Woche stellte der Tüv dafür die letzten Prüfbescheinigungen aus.

Im Terminal bereitet die Flughafengesellschaft nun den Probebetrieb vor. Parallel sollen Restbauarbeiten laufen. Im Juni und Juli sollen Freiwillige die Abläufe im Terminal testen: Von der Ankunft über den Check-in bis zum Gate – dort ist Schluss. Denn geflogen wird erst am 31. Oktober. Am 8. November soll nach dem Plan der Innenstadtflughafen Tegel schließen.

Tegel einstellen

Wegen der Corona-Krise kann es jedoch sein, dass Tegel schon vorher vorübergehend vom Netz geht – um die wenigen Flüge, die es noch gibt, in Schönefeld zu konzentrieren und so Kosten zu sparen. Darüber beraten an diesem Mittwoch die Flughafen-Eigentümer: Berlin, Brandenburg und der Bund.

Vor einigen Wochen hatte der Bund noch durchgesetzt, dass Tegel offen bleibt. Die Infrastruktur sollte gerade wegen der Corona-Krise flexibel verfügbar bleiben. Nach Angaben des Verkehrsministeriums vom Dienstag soll die Lage nun erneut bewertet werden.

Zuletzt flogen an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld nur etwa 1.000 Passagiere pro Tag. Das erleichtert auch den BER-Start, weil der Neubau voraussichtlich nicht unter Volllast in Betrieb gehen muss. Im vergangenen Jahr gab es in Berlin noch 35,6 Millionen Fluggäste – also durchschnittlich knapp 100.000 pro Tag. (red, APA, 28.4.2020)