Vor etwas mehr als einem Jahr brachten Metallica die Wiener Stadthalle zum Beben – für heuer sieht es sogar für weit kleinere Konzerte mager aus.

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Wien – Sieben Wochen Ausnahmezustand nehmen ein Ende. Wie die Bundesregierung am Dienstag angekündigt hat, werden die Corona-Maßnahmen in allen relevanten Bereichen gelockert oder laufen ganz aus. Lesen Sie hier die Details. Am Dienstagabend waren dazu Gesundheitsminister Rudolf Anschober in der "ZiB 2" und Vizekanzler Werner Kogler im "Report" zu Gast.

Anschober verteidigte die umstrittene Aufforderung, auf private Treffen zu verzichten. Der sogenannte "Ostererlass" habe nicht funktioniert, die Absichten dahinter seien aber richtig gewesen. Laut Juristen im Ministerium seien die Bestimmungen auf jeden Fall verfassungskonform, die Entscheidung liege bei den Höchstgerichten.

Heuer wohl keine Großkonzerte mehr

Es werde keine Polizeikontrollen im privaten Bereich geben, beteuerte Anschober, "und das sieht auch der Innenminister so". Für Nachtlokale sieht es laut dem Gesundheitsminister schlecht aus. Ob es heuer noch Konzerte zum Beispiel in der Wiener Stadthalle geben wird, kann er nicht bestätigen.

Die umstrittene "Stopp Corona"-App und die zwei Millionen dazugehörigen Schlüsselanhänger, die Kanzler Sebastian Kurz verteilen wollte, verteidigte er: Das Programm werde noch ergänzt. Es gelte zum Beispiel arbeitsrechtliche Fragen zu klären, nächste Woche soll die App präsentiert werden.

Kompromiss in der Gastro

Zuvor war Vizekanzler Kogler im "Report" zu Gast und beantwortete Fragen zur aktuellen Entwicklung. Die neuen Regelungen in der Gastronomie beschrieb er als Kompromiss und Ausnahmeregelung: "Die Gastro hat eigene Bedürfnisse, und die Alternative wäre gewesen, gar nicht aufzusperren." Dass gesundheitliche Interessen hier wirtschaftlichen weichen müssten, wollte er nicht wahrhaben.

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In Sachen Kultur sagte Kogler wenig Konkretes, weil "es vor allem beim Theater noch keine Lösung gibt". Er lobte die Maßnahmen der Regierung und das Engagement der Bevölkerung, deswegen sei es bereits ein großer Erfolg, dass Museen Mitte Mai aufsperren dürften. Die angekündigten "20 Quadratmeter pro Zuseher" für kulturelle Veranstaltungen bezeichnete er als "Gedankenexperiment".

Ein-Meter-Abstand-Regel bleibt

Dass Menschen bei Großveranstaltungen eng aneinander stehen, kann sich Kogler bis auf Weiteres nicht vorstellen. Auch die Ein-Meter-Abstand-Regel werde wohl nach September weiter bestehen. Bestimmte Sportarten könnten bereits ab Mitte Mai stattfinden, Kampfsportarten und Mannschaftssport mit Körperkontakt sein jedoch unverantwortlich und könnten ohne Tests nicht stattfinden. Die Fußball-Bundesliga habe dafür aber bereits erste Vorschläge gebracht.

Angesprochen auf die für 2022 angekündigte ökosoziale Steuerreform meinte Kogler: "Die ökosoziale Steuerreform könnte ein guter Jobmotor sein. Berechnungen zeigen positive Arbeitsplatzeffekte, und wir werden uns aus der Krise rausinvestieren müssen." Da werde es um Umwelt- und Klimatechnologien gehen. "In der Umwelt- und Klimaschutztechnologie können Europa und Österreich Vorreiter sein", meinte Kogler. Diese Art von Globalisierung werde keine Zukunft haben, und es sei wichtig, dass man in Europa autarker werde und sich weniger in die Abhängigkeit von anderen Kontinenten begebe. (and, bed, 28.4.2020)