Es ist schön, die fast sterile Perfektion unserer Regierung zu beobachten. Jeder Satz sitzt und alle haben einen Plan - wenn nicht, findet sich schon ein Experte, möglicherweise aus einem renommierten Thinktank, der weiß wie man manche Maßnahme dem einfachen Fußvolk schmackhaft macht. Für Schwäche oder gar eigene menschliche Defizite scheint wenig Platz zu sein. Wichtig ist, dass der Anzug und die Maske auch im metaphorischen Sinne richtig sitzen.

Im Leben gibt es Höhen und Tiefen und nicht immer geht es nur bergauf sondern manchmal kann es schnell bergab gehen. Der Wiener Publizist Hermes Phettberg schilderte im Tiefeninterview im Herbst 2015, damals noch ohne Sicherheitsabstand und Social Distancing, authentisch und ohne Schönfärberei seine Wahrnehmung der Realität und des Lebens. Vielleicht für einige, die sich in den aktuell schweren Zeiten mit verschiedensten Problemen konfrontiert sehen, ein stimulierender Denkanstoß, ohne die Vorgabe von ritualisierten Handlungsanweisungen.

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Der ewige Jeansboy

Hermes Phettberg ist und war es schon immer ein inneres Bedürfnis, die Wahrheit des Lebens mitzuteilen, die er wahrnimmt. Kein noch so kreatives Agenturvideo mit dazugehörigem Babyelefanten-Abstand kann die wahre Tiefe des menschlichen Seins einfangen, wie das offene ungeschminkte Gespräch von Mensch zu Mensch mit Hermes Phettberg in der Lebensrealität zeigt. Der Fokus wurde bewusst auf die nicht so schönen Seiten des Lebens gelegt. Das andere Ende des gesellschaftlichen Spektrums, in dem es nicht um Höhepunkte und Konsum zur Selbstwertsteigerung geht, wird gerade in Zeiten wie diesen immer bedeutsamer. Wenn man den oft missbräuchlich als reine Überschrift verwendeten Begriff "Social Responsibility", ob von unternehmerischer oder gesellschaftlicher Seite her, nicht mehr zu erklären braucht, dann sind wir einen Schritt in der positiven Entwicklung der Gesellschaft weiter. Einen dritten Weg zwischen einem polarisierten Feind- und Freundbild sowie zwischen Kapital und Sozialem einzuschlagen, der auf die feinen Töne dazwischen Wert legt, wäre ein Ansatz zu einer natürlichen Form des Miteinanders ohne Attitüden der abgehobenen Gutmenschlichkeit.

Wahrheit und neue Normalität

Man muss sich nur jener Realität bewusst werden, dass sich der Wind in der individuellen Lebenswelt, egal wie gut es einem im Moment geht, schnell drehen kann. Dann bekommt man ein Gespür für die Herausforderungen der aktuellen Lage in Europa und der ganzen Welt. Solidarität, Toleranz und Akzeptanz zwischen Mensch und Mensch bekommt in der jetzt so schwierigen Zeit immer mehr an Bedeutung ohne in eine falsche Sozialromantik abzugleiten. Die Identität und die eigenen Gedanken kann man sich trotz schwierigster Lebensumstände bewahren, wie Hermes Phettberg trotz seiner nicht immer nur einfachen Lebenssituation demonstriert. Die Conclusio ist, dass am Ende nur der Mensch in seiner Entwicklung mit seinen Stärken und Schwächen bleibt. Das sprichwörtliche letzte Hemd hat keine Taschen. Dies sollte in Zeiten, wo es um Solidarität und gelebte Menschlichkeit geht nie vergessen werden. (Daniel Witzeling, 4.5.2020)

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