In Wien hatten sich vergangenen Freitag bis zu 200 Personen auf dem Helmut-Zilk-Platz hinter der Albertina versammelt, um gegen das Corona-Maßnahmenpaket der Regierung zu demonstrieren. Unter den Demonstranten waren auch Impfgegner, Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme.

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Nach wie vor sorgen Fake-News, die vor allem auf Social Media, über Whatsapp und auf einschlägigen Websites veröffentlicht werden, für Verwirrung. Neben Gerüchten über eine verstorbene Impfstoff-Testperson oder andere Regeln für Muslime mehren sich auch Aktionen, die aufgrund von Falschnachrichten im realen Leben gesetzt werden.

Die Faktencheck-Plattform "Mimikama" ortet aktuell eine neue Eskalationsstufe bei Fake-News: "Angestachelt von Falschmeldungen und Mythen auf Social Media beginnt eine Welle der realen Gewalt, deren Rechtfertigung nicht evidenzbasiert ist", heißt es dort in einem kürzlich veröffentlichten Artikel. Die Plattform hatte in einer Analyse bereits Anfang April gewarnt: "In einer möglichen weiteren Stufe könnte eine Konkretisierung der Feindbilder stattfinden." Dies zeichne sich nun tatsächlich ab, wie es heißt.

Sachbeschädigungen und Drohungen rund um den 5G-Mythos

Laut "Mimikama" häufen sich derzeit sowohl Sachbeschädigungen als auch Drohungen. So wurden in einigen Ländern nach Falschnachrichten zur Gefahr durch das 5G-Netz, das auf Social Media als Auslöser des Coronavirus gehandelt wurde, Brandanschläge auf Sendemasten verübt. Die britische BBC berichtete gar von Morddrohungen gegen Telekomtechniker.

Die 5G-Verschwöungstheorie führt zu Sachbeschädigungen.
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Von 5G-Gegnern und Verschwörungstheoretikern wird behauptet, die chinesische Stadt Wuhan sei schon vor der Ausbreitung von Covid-19 mit 5G vollversorgt gewesen. Was nicht stimmt. Zwar gibt es 5G-Mobilfunkmasten in der Stadt, von einem Vollausbau ist sie jedoch weit entfernt. Dazu kommt, dass Viren sich nicht über Mobilfunk verbreiten können. Dazu hat sich nun sogar die Weltgesundheitsorganisation explizit geäußert: "Viruses cannot travel on radio waves/mobile networks. Covid-19 is spreading in many countries that do not have 5G mobile networks." Zudem spricht gegen diese Behauptung, dass Covid-19 auch in einigen Ländern verbreitet ist, die beim 5G-Ausbau hinterherhinken – etwa Frankreich oder der Iran.


Demonstrationen gegen Coronavirus-Maßnahmen

Auch mehren sich in zahlreichen Ländern Demonstrationen gegen die Maßnahmen, wie zuletzt auch in Wien, wo eine Kundgebung von der Polizei aufgelöst wurde. "Mimikama" zitiert in Zusammenhang mit den Protesten die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die von einer Versammlung von Rechtsextremen, Reichsbürgern und Antisemiten berichtet, die gegen die Corona-"Lüge" protestieren. In Wien hatten sich vergangenen Freitag bis zu 200 Personen auf dem Helmut-Zilk-Platz hinter der Albertina versammelt, um gegen das Corona-Maßnahmenpaket der Bundesregierung zu demonstrieren. Zuvor hatte die Polizei die Kundgebung untersagt. Unter den Demonstranten waren unter anderem auch Impfgegner, Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme.

Am Samstag trafen sich rund 30 Personen aus diesem Umfeld am Donaukanal. Darunter auch eine Frau mit Aluhut.
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Gerücht über Kontaktverbot für Muslime

Eine Falschmeldung, die behauptet, dass nur Deutsche bei Verstößen gegen die Ausgangsbeschränkungen Bußgelder zu zahlen haben, thematisiert die Plattform "Correctiv": Demnach wurde aber genau das auf der Webseite www.einreich.de behauptet. Als angeblicher Beleg wurde ein Fall in Berlin geschildert, ohne den Kontext zu liefern. Behauptet wird zu einem Screenshot, auf dem mehrere Männer zu sehen sind, dass diese "straffrei" davongekommen seien und hier andere Regeln als für Deutsche gelten würden. Hintergrund: In Berlin hatten sich laut Polizei am 3. April während Gebetsrufen vor einer Moschee tatsächlich rund 300 Menschen versammelt. Dem Imam, dem Ordnungsamt und den Beamten "gelang es nur zum Teil, die Anwesenden zum Abstandhalten zu bewegen. Das Gebet wurde im Einvernehmen mit dem Imam vorzeitig beendet", schrieb die Polizei auf Twitter. Der Artikel von "Ein Reich" stellt den Vorfall jedoch als angeblich gezielten Aufruf zur Versammlung dar.

Auf "Correctiv"-Nachfrage schrieb die Polizei Berlin in einer E-Mail am 21. April, dass es sich nicht um eine geplante Versammlung gehandelt habe.

Gerücht über verstorbene Testperson nach Impfung

Auf Social Media verbreitete sich in den vergangenen Tagen das von der Website "News NT" stammende Gerücht, dass eine Testperson nach einer Impfung gegen das Coronavirus verstorben sei. "Mimikama" verweist auf einen Faktencheck von "Full Fact", der die Fake-News widerlegen konnte. Als Beweis veröffentlichte die Plattform ein Video eines BBC-Journalisten, das die angeblich verstorbene (und von "News NT" namentlich genannte) Testperson quicklebendig zeigt. "Bei den Webseiten und den Behauptungen zu dem Tod aufgrund des Impfstoffs handelt es sich um nichtseriöse Inhalte, die Falschmeldungen streuen und damit auf der Fake-Welle zum Coronavirus mitschwimmen", analysiert "Mimikama". (APA, sum, 29.4.2020)