Leere Autobahnen sind der Asfinag ein Horror, weil die Einnahmen aus der Lkw-Maut ausbleiben.

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Wien – 30 Prozent weniger Lkws auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen im März und April: Die Corona-Pandemie durchkreuzt die Prognosen des staatlichen Autobahnbauers Asfinag ziemlich massiv. Auf Erlösrückgänge in Höhe von mehr als 464 Millionen Euro taxiert das Asfinag-Management Josef Fiala und Hartwig Hufnagl die Auswirkungen im Gesamtjahr, die Fahrleistung dürfte insgesamt um 15 Prozent zurückbleiben. Dabei fällt der um 50 bis 80 Prozent eingebrochene Pkw-Verkehr gar nicht so sehr ins Gewicht, denn die Pendlerinnen und Pendler haben ihre Jahresvignette längst bezahlt.

Viel stärker werde sich der Rückgang bei Sondermauten und Kurzzeitvignetten auswirken, rechnete Fiala am Mittwoch bei Vorlage der Bilanz 2019 vor. Diese Erlöse dürften um rund 200 Millionen schrumpfen – unter anderem, weil deutlich weniger Touristen zu erwarten sind.

Lkw-Maut-Einnahmen schrumpfen

Bei den Einnahmen aus der fahrleistungsabhängigen Lkw-Maut wird ein Verlust von 240 Millionen Euro gegenüber dem Rekordjahr 2019 erwartet, in dem sich diese auf 1,5 Milliarden Euro beliefen. Der Rest auf die Gesamtmauterlöse von 2,24 Milliarden Euro stammte im Vorjahr aus Vignette (524 Mio. Euro) und Sondermautstrecken (200 Mio. Euro). Mit dem Verkehr bleiben auch die Raststättenerlöse aus, budgetiert sind um gut 20 Millionen Euro weniger. Macht in Summe 464 Millionen Euro, wobei niemand so genau weiß, wie schlimm es tatsächlich wird. Fix ist nur, dass es im März und April deutlich schlimmer als in der Finanzkrise war: Damals war der Lkw-Verkehr um 13 Prozent rückläufig, jetzt sind es 15.

Dividende etwas niedriger

Um die Dividende muss sich Eigentümer Republik Österreich dennoch nicht sorgen, denn unterm Strich sollte trotz des erwarteten Einbruchs um 30 Prozent noch immer eine halbe Milliarde Euro Gewinn herausschauen (statt 864 Millionen Euro), der auch eine Schuldenrückzahlung in Höhe des Vorjahres (186 Millionen Euro) erlauben wird. Allerdings dürfte etwas weniger Ausschüttung herausschauen, denn der Straßengüterverkehr war bereits im Vorjahr leicht abgeflacht, daher fällt die Dividende für 2019 mit 165 Millionen Euro bereits niedriger aus als im Jahr davor.

Die Eigenkapitaldecke ist mit 6,4 Milliarden Euro inzwischen durchaus komfortabel. Maßgeblich für die Stabilität des Schuldenbergs auf einer Höhe von knapp elf Milliarden Euro war zweifellos die Umschuldung, denn eine jenseits der vier Prozent verzinste Milliardenanleihe wurde durch eine mit Nullzins ersetzt.

Nicht zu vergessen: Die Asfinag muss keine Rücklagen für Sanierungen und Instandhaltung des Autobahnnetzes bilden, daher sind es eigentlich Scheingewinne, die sie ausweist und als Dividende ausschüttet. Nicht zuletzt verdankt die Asfinag ihren finanziellen Spielraum der Verspätung von Großprojekten wie dem Lobautunnel und der Marchfeld-Schnellstraße S8, deren Genehmigungsverfahren gerichtsanhängig sind.

Konjunkturmotor

Da der Straßenbau den Politikern maßgeblich als Konjunkturmotor diene, blieben die Investitionen mit 1,056 Milliarden Euro unverändert, versicherte das Management. Abgesehen vom Linzer Westring mit der Donaubrücke sind es hauptsächlich Sanierungen und Ausbauten wie die zweite Röhre des Karawankentunnels oder die Generalsanierung der Wiener Südosttangente, die nach dem Knoten Inzersdorf bei der Hochstraße St. Marx und der neuralgischen Gürtelabfahrt angekommen ist. (ung, 29.4.2020)