Für viele ist der Weg zu einem ordentlichen Zuhause schwer zu bestreiten. Ausreden, nicht aufräumen zu können, sind schnell parat. Entweder fehlt schlichtweg die Zeit – oder man weiß nicht, wo man anfangen soll. In den vergangenen Wochen der Ausgangsbeschränkungen, in denen viele von uns mehr Zeit als gewöhnlich zu Hause verbrachten, war es vielleicht einfacher, sich zum Aufräumen aufzuraffen.

Irgendwann kommt nie!

Warum fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen? Mit jedem einzelnen Gegenstand werden in uns kostbare Erinnerungen wachgerufen, die wir nicht missen wollen. Deshalb halten wir gerne am Gegenstand fest. Außerdem stellt sich immer die Frage: "Vielleicht kann ich das irgendwann wieder brauchen?" Die Japanerin Marie Kondo hat in ihren Büchern bereits festgehalten: "Irgendwann kommt nie."

Die erste Aufräum-Grundregel lautet, sich zu beobachten. Welche Gegenstände werden im Alltag tatsächlich genützt? Vieles, was uns umgibt, kann belastend sein. Ausreichend Bewegungsfreiheit in den eigenen vier Wänden ist die Voraussetzung fürs Wohlfühlen. Man stelle sich eine freie Arbeitsfläche in der Küche vor. Lädt diese nicht zum Kochen ein? Oder einen Schreibtisch, bei dem die Tischplatte nicht mit Papierstapeln oder Krimskrams vollgeladen ist. Wäre das nicht ein Tisch, an den man sich setzen wollte, um seine Arbeit zu erledigen?

Ein Sessel, eine Ablage? Man weiß es nicht.
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Jeder Aufräumprozess startet mit dem Aussortieren von Gegenständen. Natürlich können gewisse Gegenstände, die einem selbst viel bedeuten, die aber nicht mehr gebraucht werden, für Kinder oder Enkelkinder aufbewahrt werden. Falls ein Abstellraum oder Keller vorhanden ist, sollten sie dort in einer Kiste verstaut werden und nicht in den Wohnräumen. Vielleicht gibt es sogar Freunde oder Kinder aus der Nachbarschaft, die noch mehr Freude an diesen Dingen haben könnten?

Behalten, verkaufen, wegwerfen

Wie startet man effektiv einen Aufräumprozess? Kondo empfiehlt nach Kategorien wie Kleidung, Bücher, Dokumente, Kleinkram und Erinnerungsstücke aufzuräumen und nicht nach Zimmern, wobei Kleidung die einfachste Kategorie und Erinnerungsstücke die schwierigste ist. Die Gegenstände einer Kategorie werden an einen Ort gebracht und danach in drei Stapel sortiert: zum Behalten, Verschenken oder Verkaufen und Wegwerfen. Man sollte sich keinesfalls durch die vorübergehende vermeintliche Unordnung entmutigen lassen! Es ist wichtig, den angehäuften Besitz zu sehen. Man fragt sich bei jedem einzelnen Gegenstand, ob er noch Freude bereitet. Alles, was man behält, bekommt nach Sichtung seinen neuen, idealen Platz. Dinge zum Verschenken kann man an bekannte Organisationen abgeben, zum Beispiel beim 48er-Tandler, bei Carla oder im Kostnixladen. Zum Verkaufen lassen sich diverse Onlineplattformen und Flohmärkte nützen.

Falls das Aussortieren einer gesamten Kategorie für den Anfang zu viel ist, kann man auf jeden Fall auch kleiner anfangen: eine Lade oder ein Fach im Kasten würden sich anbieten. Ein erstes Erfolgserlebnis ermutigt zum Weitermachen. Fixe Zeitfenster sind außerdem für das Aufräumen hilfreich.

Geduldig mit sich bleiben

Gewohnheiten lassen sich bekanntlich nicht über Nacht ändern. Wichtig ist, geduldig mit sich zu bleiben, aber auch dranzubleiben. Die Gegenstände, die nun ihren fixen Platz haben, sollen nach Gebrauch gleich wieder an diesen bestimmten Ort abgelegt werden.

Eine andere Aufräumregel ist, keine unüberlegten Neuanschaffungen zu tätigen. Dinge, die im Besitz sind, sollten genützt und repariert werden. Manches kann man ausleihen, tauschen oder gebraucht kaufen. Beim Neukauf ist es wichtig, die Gesamtzahl der Gegenstände möglichst konstant zu halten. Vielleicht findet sich ein Gegenstand, der dem Neuen Platz macht? So kann man den neu gewonnenen aufgeräumten Zustand leichter beibehalten.

Es lohnt sich, einmalig ein paar Stunden ins Aufräumen zu investieren, die im Alltag wiederum gewonnene Zeit bringen: Alles ist an seinem Platz, kein ewiges Suchen, und man hat mehr Raum im Leben! (Franziska Schmid, 2.5.2020)