"Es ist mir ein wichtiges Anliegen, immer wieder darauf hinzuweisen, wie 'normale' Menschen, insbesondere Frauen, zu leben haben. Das wird von der Politik und den Meinungsmachern gerne übersehen", sagt Hammerl.

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Der Ruf nach Gleichberechtigung der Frauen, nach gleichen Rechten, gleichem Lohn und nach Anerkennung der Arbeit für Haushalt und Familie zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit der Journalistin und Buchautorin Elfriede Hammerl. Sie war Mitinitiatorin des Frauen-Volksbegehrens und gehörte von 1996 bis 1998 dem UnabhängigenFrauenForum an. Heute, Mittwoch, feiert sie ihren 75. Geburtstag.

Nach wie vor tritt sie mit ihrer pointierten Kolumne im "profil" in Erscheinung. So widmete sie sich zuletzt etwa "Vereinbarkeitsdilemma in Pandemie-Zeiten". Frauenfragen im Rahmen der Gesellschafts- und Sozialpolitik, das Aufzeigen von Benachteiligungen, von scheinbaren normalen Alltäglichkeiten, waren für Hammerl immer oberstes Anliegen. Deutlich, analysierend, in klaren Worten, aber nie mit erhobenem Zeigefinger zeichnet sie ein Bild der modernen Gesellschaft und ihren Verlierern – zu denen in den meisten Fällen die Frauen gehören, vor allem jene mit niedrigem Einkommen. Ihre Freundschaft und Zusammenarbeit mit der früheren Frauenministerin Johanna Dohnal war da nur die logische Folge. Erst im Vorjahr wurde sie im Rahmen der Concordia-Preise 2019 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, nachdem sie diese Würdigung bereits im Rahmen der Preise für die "Journalisten des Jahres" 2016 erhalten hatte.

Alte Geschichten und Frauenvolksbegehren

Als Autorin trat Hammerl zuletzt im Jahr 2018 mit dem Erzählband "Alte Geschichten" in Erscheinung, in dem sie Geschichten von Menschen erzählte, die sich nur nicht mehr wirklich gebraucht fühlen, denen ihr Partner abhandengekommen ist und die nicht wissen, wie sie zu einem neuen kommen. Die keine Aufgabe mehr haben oder sich von ihren Verpflichtungen freimachen wollen, ohne es zu können.

Hammerl war Proponentin des Frauenvolksbegehrens von 1997. Enttäuscht von der politischen Nicht-Erfüllung der Frauenforderungen hatte sie sich wenige Jahre später aus der Vereinsarbeit des UnabhängigenFrauenForums (UFF) zurückgezogen – auch, um sich wieder mehr ihrem Hauptjob, dem Journalismus und Verfassen von Büchern, widmen zu können. Hammerl hatte sich auch dafür stark gemacht, dass die Frauen ein eigenständiges Frauenministerium erhalten. Der Forderung von Verankerung von Ehe und Familie in der Verfassung stand Hammerl ablehnend gegenüber. Bei der Nationalratswahl 1999 kandidierte sie für das Liberale Forum und war von 2000 bis 2002 Mitglied des Außeruniversitären Beirats der Universität Innsbruck.

Geboren wurde Hammerl am 29. April 1945 in der Steiermark. Nach dem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in Wien begann sie ihre journalistische Tätigkeit 1964 beim "Neuen Österreich" und arbeitete daneben beim Aktuellen Dienst des Fernsehens. 1970 wechselte sie als Redakteurin und Kolumnistin zum "Kurier" und verfasste Kolumnen für verschiedene Zeitschriften, darunter das "profil", dem sie bis heute treu geblieben ist. Hammerl hat einst den Journalistinnen-Beruf gewählt, weil sie "eigentlich schon immer belletristisch arbeiten wollte", aber das Gefühl hatte, "zuerst etwas lernen zu müssen", wie sie einmal gegenüber der APA sagte.

Wie "normale" Menschen leben

Hammerl hat zahlreiche Bücher verfasst (u.a. "Von Liebe und Einsamkeit"), Schwerpunkt war stets der Themenkreis Familie. Darüber hinaus arbeitete sie auch für das Theater ("Ein Wochenende auf dem Land") und schrieb viele Kabarett-Texte. Ab 1991 war sie Lehrbeauftragte am Publizistikinstitut der Universität Wien. 2016 wurde sie von der Republik Österreich mit dem Goldenen Ehrenzeichen geehrt. Ihre herausragenden journalistischen und frauenpolitischen Tätigkeiten würden einen wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag für das gleichberechtigte Zusammenleben leisten, so die damalige Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) bei der Verleihung.

"Es ist mir ein wichtiges Anliegen, immer wieder darauf hinzuweisen, wie 'normale' Menschen, insbesondere Frauen, zu leben haben. Das wird von der Politik und den Meinungsmachern gerne übersehen", sagte Hammerl einmal im APA-Interview. "Auch in unserer Branche stelle ich immer wieder fest, dass die einfach keine Ahnung haben, wie es Frau Normalverbraucherin geht." Zuletzt gab Elfriede Hammerl bekannt, dass ihr neues Theaterstück "Oma oder Alles paletti", eine dystopische Auseinandersetzung mit dem Arbeitsmarkt, nun aufgrund der Coronapandemie nicht gespielt werden kann. Also hat sie es kurzerhand online gestellt: elfriedehammerl.com. (APA, 29.4.2020)