Viele Großeltern vermissen den Kontakt zu ihren Verwandten sehr. Experten empfehlen weiter vorsichtig zu sein.

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Wien – Mit "Augenmaß" sollte die Wiederaufnahme des physischen Kontakts zwischen den Generationen erfolgen, sagt die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl. Kindern komme in der Corona-Pandemie wahrscheinlich "keine spezielle Rolle" als Virusverteiler zu. Aufpassen sollte man im Kontakt mit Risikogruppen auf die regionale Fallzahlentwicklung, so der Public-Health-Experte Martin Sprenger.

Insgesamt gelte, dass Kinder "offenbar ganz oft einen asymptomatischen Krankheitsverlauf, mit fast nie schweren Erkrankungen haben. Sie können das Virus aber ausscheiden und sind daher potenziell auch Überträger", so Puchhammer-Stöckl. Es sei, auch im Hinblick auf die Schul- und Kindergartenöffnungen nicht davon auszugehen, "dass Kinder weit überproportional zur Verbreitung beitragen", so die Wissenschafterin. Um zu klären ob sie tatsächlich Überträger sind, brauche es noch weitere wissenschaftliche Studien.

Auf regionale Fallzahlen achten

Die große Frage, wie in Zeiten der Rücknahme des Lockdowns vor allem Kontakte zwischen Kindern, Jugendlichen und der Großelterngeneration ablaufen sollte, lasse sich keinesfalls pauschal beantworten. Man sollte weiter darauf achten, vulnerable Gruppen, wie eben Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen, durch Abstandhalten weiter bestmöglich zu schützen. De facto werde das Distanzhalten aber über längere Zeit hinweg schwierig. Kinder und Erwachsene mit Atemwegserkrankungssymptomen sollten sich ihren Großeltern bzw. Eltern weiter nicht nähern. Hier seien nun "Augenmaß und Eigenverantwortung" gefragt, betonte Puchhammer-Stöckl. Die Menschen hätten ja vielfach über die vergangenen Wochen gelernt, "wo die Risikofaktoren liegen".

Wenn jetzt wieder vermehrt Kinder etwa mit ihren Großeltern in Kontakt kommen, könne man sich bei der Risikoeinschätzung auch daran orientieren, wie hoch die ungefähre Wahrscheinlichkeit ist, sich in einer Region momentan anzustecken. In Gegenden in denen es seit zwei Wochen extrem wenige oder keine nachgewiesenen Neuinfektionen gab sei die Chance auf Ansteckung auch entsprechend gering, so Sprenger.

Bei der Entscheidung über generationsübergreifende Kontakte gehe es auch darum, den gesunden "Menschenverstand" zu konsultieren. Klar sei, dass die Gruppe der am meisten Gefährdeten vor allem Menschen bilden, die etwa in Pflegeheimen auf relativ engem Raum zusammenleben, in engem Körperkontakt gepflegt werden müssen und nicht nach draußen können. (APA, 29.4.2020)