Im Konflikt um die Schürfrechte in einer der größten Goldminen der Welt setzt Papua-Neuguineas Regierungschef auf Härte. James Marape drohte am Dienstag dem kanadischen Betreiberkonzern Barrick Gold mit dem Rauswurf und der staatlichen Übernahme der Porgera-Mine. Zuvor hatte Barrick – der zweitgrößte Goldproduzent der Welt – Ende vergangener Woche die Arbeiten in der Mine eingestellt.

Die Porgera-Mine liegt im Zentrum des Landes auf einer Höhe von über 2200 Metern mitten im Regenwald und ist der zweitgrößte Bergbau Papua-Neuguineas. Die Mine steuert rund 12 Prozent zu den Exporten Papua Neuguineas bei.

Die Porgera-Mine liegt mitten im Regenwald Papua-Neuguineas.

Barrick hält wie der chinesische Konzern Zijin Mining Group jeweils 47,5 Prozent der Anteile an der Porgera-Mine, die in der gemeinsamen Tochter Barrick Niugini Limited (BNL) zusammengefasst sind. Die restlichen fünf Prozent gehören dem papuanischen Konzern Mineral Resources Enga (MRE), der wiederum im Eigentum der Regierung der Provinz Enga, der Regierung Papua-Neuguineas und der Vereinigung der Landbesitzer Porgeras ist.

Barricks Konzession ist im August 2019 ausgelaufen. Seitdem bemüht sich der Konzern um eine Verlängerung um weitere zwanzig Jahre. Dies hat die Regierung Papua-Neuguineas mit Hinweis auf die von der Mine verursachten Schäden an der Umwelt und auch an der Gesellschaft abgelehnt.

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Der Abraum der Porgera-Mine vergiftet die Flüsse der Umgebung.
Foto: Reuters/Coumans

Barrick sieht sich im Recht

Barrick schrieb in einer Stellungnahme am vergangenen Freitag, die Regierung Papua-Neuguineas habe die Wünsche der Landbesitzer missachtet, die überwiegend für eine Verlängerung des Vertrages seien. Die Nichtverlängerung sei eine "Verstaatlichung ohne ordnungsgemäßen Ablauf und ein Verstoß der rechtlichen Verpflichtungen der Regierung gegenüber BNL". Die von der Regierung nun kritisierten Praktiken des Umweltmanagements beim Betrieb der Mine seien von der Regierung selbst genehmigt worden. Barrick habe 1400 betroffene Haushalte umgesiedelt und entschädigt und die Regierung habe niemals angedeutet, dass die Mine ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen sei.

Zijin erklärte am Dienstag, falls keine neue Einigung erreicht werde, würden durch den Produktionsausfall in Porgera alle Anteilseigner Verluste hinnehmen müssen.

"Acht Millionen Anteilseigner"

Marape erklärte sein Vorgehen in einer langen Stellungnahme auf Facebook. Papua-Neuguinea sei eine stabile Demokratie, die alle Vereinbarungen einhalte. Doch im Falle der Porgera-Mine sei die Konzession ausgelaufen. In Abstimmung mit dem Beratungsausschuss für den Bergbau habe die Regierung entschieden, den Pachtvertrag nicht zu erneuern. Er müsse sich "um die acht Millionen Anteilseigner in meinem Land kümmern, darunter die Menschen von Ipili, Porgera und Enga und auch die Bergarbeiter", schrieb Marape.

Marape rief Barrick dazu auf, die Mine in der Übergangsphase weiterzubetreiben, wozu der Konzern verpflichtet sei. Doch bei Sabotage oder einer Schließung der Mine bliebe ihm keine andere Wahl als die Übernahme der Mine anzuordnen – zum Schutz der Landeigentümer und der Provinzregierung, die höhere Anteile bekommen sollten, und der Arbeiter und Auftragsnehmer, die derzeit im Bergbau beschätigt sind.

"Bekämpft mich nicht (ich bin in meinem Land und ich verliere nichts), sondern arbeitet mit mir, um euch eure Arbeit in dieser Übergangs- und Austrittsphase zu erleichtern", rief Marape den Konzern auf. "Verhandlungen könnten euch zusätzlicheZeit erkaufen, um die Mine zu betreiben".

James Marape legt sich mit den kanadischen und chinesischen Minenbetreibern an.
Foto: APA/AFP/Kenneth

"Welt wird nicht enden"

An die Papuaner gerichtet schrieb Marape: "Tragt mit mir kurzzeitigen Schmerz für langfristigen Gewinn, seid keine weinenden Babys und Pessimisten. Die Welt wird nicht enden, wenn Porgera schließt." Seine Landsleute sollten nicht nur träumen und auf Facebook Ideen posten. "Lebt in der echten Welt: Wir haben das Jahr 2020 und nicht 1975, niemand wird für euch oder uns in Papua-Neuguinea arbeiten, wir müssen es selbst machen. Geht zurück zu eurem Land, zu Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei. Hier lebten und bestimmten unsere Vorfahren und unsere Zukunft liegt hier".

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Die lokale Bevölkerung schürft in den Halden nach Resten von Gold.
Foto: Reuters/Coumans

Papua-Neuguinea und die Welt brauche gesunde Nahrung, Kaffee, Kopra, Kakao, Vanille, Vieh und Fisch. Das Land habe genug Nahrung, um sich selbst zu ernähren und die Welt zu versorgen. Für jene, die nicht heimkehren und Landwirtschaft betreiben könnten, würde die Regierung günstige Finanzierungen für Unternehmen bereitstellen: "Lasst uns in schwierigen Zeiten hart arbeiten, anstatt zu träumen und für Wunder zu beten. Gott hat uns mit Intelligenz gesegnet und mit Ressourcen am Land und im Meer und nicht nur mit Gold aus Porgera. Ich bin kein Premierminister, der unsere Bürger mit falschen Versprechungen über kostenlose Bildung und Gesundheit füttern will. Ich will euch Bürger dazu bringen, hart zu arbeiten, um durch harte Arbeit Millionäre im eigenen Land zu werden."

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Proteste vor der Konzernzentrale Barricks in Toronto im Jahr 2018.
Foto: AP/Elkaim

Verschmutzung und Gewalt

In Porgera wird seit den frühen 1990er-Jahren Gold und Silber abgebaut. Ursprünglicher Betreiber war der kanadische Konzern Placer Dome, bis dieser im Jahr 2006 von Barrick Gold übernommen wurde. Die Mine wird seit vielen Jahren wegen massiver Umweltschäden ebenso kritisiert wie wegen diverser Menschenrechtsverletzungen. Die Minenbetreiber haben einen mehrere hundert Personen umfassenden Sicherheitsdienst. Dieser ist für den Tod von rund einem Dutzend Einwohner der Region und für Gruppenvergewaltigungen verantwortlich. Norwegen schloss Barrick wegen der Vorwürfe gegen den Konzern aus dem Portfolio seines staatlichen Pensionsfonds aus. (Michael Vosatka, 30.4.2020)