Wien – Die Aufmerksamkeit der Österreicherinnen und Österreicher fokussiert immer weniger auf die eigentliche Bedrohung, die vom Coronavirus ausgeht – und auch die persönlichen Einschränkungen, die die von der Regierung verhängten Maßnahmen gebracht haben, bekommen in den letzten Tagen nicht mehr ganz so viel Aufmerksamkeit wie die wirtschaftlichen Folgen, die die Krise bringen könnte.

Das leitet Werner Beutelmeyer, der Chef des Linzer Market-Instituts, aus den Umfragedaten ab, die er in dieser Woche bei 1000 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten erhoben hat: "Die Bewältigung von Corona wird inzwischen als deutlich weniger herausfordernd angesehen als die Ankurbelung der Wirtschaft und die Absicherung der Arbeitsplätze. Und das, obwohl es 83 Prozent der Bevölkerung für wahrscheinlich halten, dass noch eine zweite Corona-Welle kommt."

In Zahlen: 21 Prozent glauben, dass eine zweite Welle "sehr wahrscheinlich" ist, 28 Prozent halten sie für "wahrscheinlich" und 34 Prozent schätzen das mittelmäßig ein. Nur zwölf Prozent halten eine weitere Welle für weniger und fünf Prozent für ganz und gar unwahrscheinlich. Besonders junge und höher gebildete Befragte glauben an ein neues Aufflackern der Infektionen.

Aber die wirtschaftliche Bedrohung wird als viel bedeutender eingeschätzt. Nur sieben Prozent der Befragten sehen die gesundheitlichen Auswirkungen des Virus für sich und ihren Haushalt als sehr bedrohlich an – die wirtschaftlichen Auswirkungen halten aber 22 Prozent für sehr bedrohlich. Nur jeder Elfte sieht sich durch die Auswirkungen der Krise ganz und gar nicht bedroht, der Rest nimmt starke, mittlere oder schwache wirtschaftliche Bedrohungen wahr. Auffallend: Am relativ zuversichtlichsten sind die Befragten, die zur Wahl von SPÖ und Grünen neigen. Besonders groß sind die Sorgen von Wählern der FPÖ und der Neos, was mit deren spezifischen Wählerstrukturen zu tun haben dürfte.

Nur jeder Elfte sieht sich durch die Auswirkungen der Krise ganz und gar nicht bedroht.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Die Frage, ob die Ankurbelung der Wirtschaft oder die Bewältigung des Virus Priorität haben sollte, wird eindeutig beantwortet: 48 Prozent nennen die Wirtschaft, nur 17 Prozent die Krankheit und 35 Prozent beide gleich.

Apropos Wirtschaft: Für diese hegen die Österreicherinnen und Österreicher derzeit große Befürchtungen: Auf die Frage "Wie gut ist es derzeit Ihrer Meinung nach um die österreichische Wirtschaft bestellt?" äußern sich 44 Prozent skeptisch – 32 Prozent vergeben auf einer fünfteiligen (Schulnoten-)Skale einen Vierer, der für "weniger gut" steht, und weitere zwölf Prozent sogar einen Fünfer.

Nur drei Prozent vergeben ein Sehr gut, 16 Prozent ein Gut. Nur die jüngsten Befragten, jene unter 30 Jahren, sind etwas optimistischer.

Es sind gerade diese jungen Konsumentenschichten, die in der aktuellen Wirtschaftssituation Hoffnung geben: 13 Prozent von ihnen geben an, in den nächsten zwei bis drei Monaten viel mehr konsumieren zu wollen als im Vorjahr, weitere 21 Prozent geben an, etwas mehr ausgeben zu wollen.

Auch die Wähler der Freiheitlichen und der Neos, die sonst wenig gemeinsam haben, neigen dazu, jetzt vrsäumten Konsum der vergangenen Wochen nachzuholen.

Als Spaß- und Konjunkturbremse erweisen sich ausgerechnet die höhergebildeten Befragten: Sie bekunden deutlich überdurchschnittlich oft, weniger ausgeben zu wollen. Ähnlich ist es bei erklärten Grün-Wählern, unter denen offensichtlich viele Konsumverweigerer sind. (Conrad Seidl, 30.4.2020)