Die Grünen wollen die Staatshilfe für die AUA an Klimabedingungen binden.

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Wien – Ab Mittwochabend wird über die Bedingungen einer Staatshilfe für die krisengeschüttelte AUA verhandelt. Die Grünen wollen dabei auch Öko-Auflagen einbringen und bekommen dabei nun offenbar Unterstützung vom Koalitionspartner – zumindest teilweise. "Es besteht Einigkeit innerhalb der Koalition, dass Kurzstrecken reduziert und internationale Verbindungen gestärkt werden sollten", sagte der grüne Verkehrssprecher Hermann Weratschnig noch vor den Verhandlungen zum STANDARD.

Auf weitere Punkte konnten sich die Koalitionspartner offenbar noch nicht einigen. Hinter vorgehaltener Hand sprechen mehrere Grüne zumindest Wünsche für die Flugindustrie aus, die aber die gesamte Branche betreffen würden: Die Flugticketabgabe gehöre weiter erhöht, lautet eine der langjährigen Forderungen.

Am Mittwoch meldete sich nun erstmals auch die ÖVP mit Vorschlägen zur Ökologisierung zu Wort. Der türkise Nationalratsabgeordnete und Präsident der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, Johannes Schmuckenschlager, plädierte in einer Aussendung für eine Substitutionsverpflichtung von biogenen Treibstoffen im Flugverkehr: "Österreich kann und muss seine Vorreiterrolle in der Gewinnung von Treibstoffen aus Biomasse weiter ausbauen." Der ÖVP-Politiker brachte dabei die Errichtung einer sogenannten Fischer-Tropsch-Anlage ins Spiel – bei der etwa Holz zur Verwendung kommen könnte.

Warnung vor Schnellschüssen

In der Biokraftstoffbranche warnt man hingegen vor Schnellschüssen in Sachen Biokerosin, auch wenn eine Ökologisierung der Kraftstoffe generell wünschenswert sei. Würde die AUA etwa gezwungen werden, einen gewissen Anteil Biokerosin beizumischen, gäbe es gleich mehrere Probleme, erklärt Harald Sigl, Sprecher von Münzer, Österreichs größtem Biodieselhersteller. Die Gewinnung von Biokerosin über eine Fischer-Tropsch-Anlage sei extrem kostenintensiv, sagt Sigl. Eine Alternative wäre der Einsatz von HVO – hydriertem Pflanzenöl –, was laut Sigl wiederum bedeuten würde, dass letztlich in erster Linie Palmöl im Tank lande. Zudem sei das auf Pflanzenöl basierende Verfahren extrem energieaufwendig.

Nicht zuletzt hat der weltweite HVO-Marktführer Neste seinen Sitz in Finnland, von heimischer Wertschöpfung könne also keine Rede sein, heißt es bei Münzer. Denn auch bei der Agrana, die in ihrem Werk in Pischelsdorf bei Tulln Bio-Ethanol für die Beimischung zu Benzin herstellt, könnte man nicht aushelfen. "Für einen Bioethanol-Einsatz in Flugzeugen sind die Turbinen nicht geeignet", heißt es bei dem Konzern.

Die Landwirtschaftskammer will Holz zu Biokerosin machen.
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Eine Beimischung von Biokerosin wäre bei herkömmlichen Flotten jedenfalls grundsätzlich möglich, solange gewisse Normen erfüllt werden, fasst Bernhard Geringer von der TU Wien zusammen. Beide Verfahren – sowohl HVO als auch jenes über die Fischer-Tropsch-Anlage – würden qualitativ hochwertige Produkte erzeugen. Bei beiden ist der Preis allerdings um ein Vielfaches höher als bei Kerosin.

NGO lehnt Vorstoß ab

Auch bei Greenpeace stieß der Vorstoß der Landwirtschaftskammer, Kerosin aus Holz zu produzieren, auf Ablehnung: "Es gibt dafür schlicht und einfach zu wenig nutzbares Holz in Österreich", teilte die NGO in einer Aussendung mit. Auch dem Einsatz von Pflanzenölen für die Treibstoffherstellung steht die Organisation kritisch gegenüber: "Die Ökobilanz von Agrodiesel auf Rapsölbasis ist schlechter als jene von herkömmlichem Diesel", heißt es in der Aussendung. Zudem wies die NGO auf die im Regierungsprogramm verankerte Palmöl-Reduktionsstrategie hin.

Potenzial sieht die Umweltorganisation hingegen in der Herstellung von synthetischem Kerosin aus erneuerbarem Strom, Wasser und Kohlendioxid. Die Organisation forderte in Zusammenhang mit der Staatshilfe für die AUA unterm Strich eine generelle Ökologisierung der Luftfahrt – etwa durch ein Aus für Kurzstrecken, die Erhöhung der Ticketabgabe sowie die Einführung von Steuern auf Kerosin. (lauf, 29.4.2020)