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Wien – Ungefähr zwei Stunden dauerte das Gespräch der Regierungsspitze mit dem Chef der Lufthansa am Mittwochabend. Carsten Spohr war mit seinen Vorstandskollegen Michael Niggemann und Christina Foerster angereist, von AUA-Seite war Alexis von Hoensbroech dabei. Das Treffen habe in sehr freundlicher und angenehmer Atmosphäre stattgefunden, heißt es, von österreichischer Seite nahmen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Finanzminister Gernot Blümel und Staatssekretär Magnus Brunner (beide ÖVP) teil.

Es geht um den Antrag der AUA, die 767 Millionen Euro vom Staat braucht, und die Kernfrage lautet nun, was die AUA-Mutter Lufthansa zu geben beziehungsweise zu versprechen bereit ist, wenn der österreichische Staat einspringt. Standortgarantie ist das Wort der Stunde, Wien soll ein Drehkreuz bleiben, ohne das oder eine etwaige Beteiligung an der Lufthansa werde es nicht gehen – das ist die österreichische Forderung. Spohr, der zunächst die Lage der Airlinebranche im Allgemeinen und der Lufthansa im Speziellen erläuterte, berichtete, dass die Verhandlungen der Lufthansa in Deutschland (sie braucht zehn Milliarden Euro vom deutschen Staat) wohl noch dauern werden. Beim Thema Staatsbeteiligung meinte Spohr dem Vernehmen nach, wenn, dann wäre der Lufthansa eine stille Beteiligung des Staates am liebsten. Wie berichtet will der Lufthansa-Chef den Staat aber am liebsten ganz draußen halten.

Gelassene Reaktion

Das Thema Einstieg des österreichischen Staats bei der Lufthansa hat auch Österreichs Kanzler am Mittwochabend angesprochen – und der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende habe darauf relativ gelassen reagiert, wird kolportiert. Das betonte auch Kurz in einem Interview mit der "ZiB 2" am Mittwochabend, nachdem kolportiert worden war, Spohr habe eine Beteiligung kategorisch abgelehnt. Im Gespräch in Wien unterstrich Spohr die Bedeutung der AUA in der Gruppe, auch der Lufthansa sei das Drehkreuz Wien wichtig. Was das Semantische betrifft, spricht der Kanzler auch in der Öffentlichkeit von einem deutschen Konzern, zu dem die AUA gehört, Spohr sprach am Mittwochabend gern vom österreichischen Unternehmen AUA.

Und nun ist das Expertenteam dran. Seine Aufgabe besteht darin, die Details für die AUA-Hilfestellung auszuverhandeln. Die AUA hat noch bis Ende Mai Geld, dem Vernehmen nach hat Mutter Lufthansa aber signalisiert, dass es daran nicht scheitern werde. An den Verhandlungen nehmen nun die Experten der Finanzierungsagentur Cofag und der staatlichen Beteiligungsholding Öbag teil – in den nächsten zwei Wochen wird mit Ergebnissen gerechnet. (Renate Graber, 30.4.2020)