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Wirecard-CEO Markus Braun scheint derzeit noch sicher im Sattel zu sitzen.

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Wirecard-Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann will nach den kritisierten Ergebnissen der Bilanz-Sonderprüfung am umstrittenen Vorstandschef, dem aus Österreich stammenden Markus Braun, festhalten.

"Eine Personaldebatte wäre im Moment in keinster Weise zum Wohl des Unternehmens. Eine Ablösung von Herrn Dr. Braun sehe ich heute nicht", sagte der seit Jänner amtierende Chefkontrolleur im Interview dem "Handelsblatt" (Donnerstag). Eine seit Oktober gelaufene Sonderprüfung der Wirtschaftsprüfer von KPMG hatte Zweifel an der lückenlosen Bilanzierung des DAX-Konzerns am Dienstag nicht ausräumen können. Braun ist mit rund 7 Prozent Anteil einer der größten Aktionäre des Unternehmens.

Personaldebatte

Die übrigen Top-Manager des Unternehmens sitzen offenbar aber weniger fest im Sattel als Braun. Für diese gelte, "dass alle Vorstandsverträge zum Jahresende zur Verlängerung anstehen", sagte Eichelmann. In der Nacht hatte Wirecard bekannt gegeben, mit der Deutsche-Börse-Managerin Hauke Stars einen Ersatz für das ausgeschiedene Aufsichtsratsmitglied Susana Quintana-Plaza gefunden zu haben. Eichelmann hatte bereits angedeutet, dass die vergleichsweise kleinen Top-Gremien bei dem Zahlungsdienstleister aufgestockt werden sollen.

Vorwürfe vor allem der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" zu angeblichem Bilanzbetrug hatte der KPMG-Bericht weder ausräumen noch bestätigen können. Stattdessen hagelte es von den Sonderprüfern aber deutliche Kritik am Willen des Konzerns, an der Sonderprüfung mitzuwirken. So seien Dokumente teils verspätet und in unzureichender Form bereitgestellt worden, Interviewtermine wurden demnach immer wieder verschoben.

Wirecard selbst sieht sich durch die Untersuchung entlastet, weil KPMG keine substanziellen Belege für Bilanzfälschung gefunden habe. Der Aktienkurs von Wirecard rutschte am Tag der Veröffentlichung des Berichts um mehr als ein Viertel ab und verlor auch am Mittwoch noch einmal deutlich. (APA, 30.04.2020)