Überwachungsunternehmen wollen ihre Dienste an Regierungen verkaufen.

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In vielen Ländern scheinen sich in puncto Kontaktverfolgung gegen das Virus relativ datenschutzfreundliche Lösungen durchzusetzen: Anstatt Nutzer weitgehend zu überwachen, setzen zahlreiche Staaten auf Tracing via Bluetooth. Hier werden keine Standortdaten gesammelt – etwa das Rote Kreuz nutzt mit "Stopp Corona" diese Lösung.

Cellebrite

Was aber nicht heißt, dass auch Überwachungsunternehmen ihre Dienstleistungen an Regierungen verkaufen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, machte etwa die Firma Cellebrite ihre Spyware schmackhaft, indem sie in einer E-Mail damit warb, dass man die Standortdaten eines Nutzers ausfindig machen könne – und so "die richtigen Leute" in Quarantäne schicken.

Dabei handle es sich dem Unternehmen zufolge um dieselben Dienstleistungen, die auch Polizeibehörden in Anspruch nehmen. Standortdaten würden mit Erlaubnis gesammelt werden, jedoch sei es auch möglich, in Handys "einzubrechen", sofern der Verdacht besteht, man habe beispielsweise gegen Versammlungsverbotsgesetze verstoßen. Wer die Käufer dieser Dienstleistungen sind, wollte man nicht verlautbaren, da es Verschwiegenheitsklauseln gibt.

NSO

In Israel wird hingegen auf die Angebote der bereits in der Vergangenheit immer in Verruf geratenen Firma NSO Group gesetzt. Allerdings gibt es rechtliche Hürden aufgrund von Problemen mit der Privatsphäre: Jedenfalls wurde aber bestätigt, dass gemeinsam mit dem Unternehmen, das sonst Überwachungssoftware wie Bundestrojaner anbietet, gearbeitet werde.

Die Firma Clearview, die in der Vergangenheit dafür kritisiert wurde, Milliarden Bilder aus dem Netz genommen und für ihre Gesichtserkennungssoftware genutzt zu haben, argumentiert hingegen, ihre Dienste könnten verwendet werden, um beispielsweise eine infizierte Person über öffentliche Überwachungskameras zu tracken und so festzustellen, wo sie sich befunden hat.

Interesse besteht

Zahlreiche Staaten haben offene Ohren für solche Überwachungsmethoden gezeigt. Etwa deuteten Südkorea, Ecuador, Südafrika und Pakistan bereits an, auf Mobilfunkdaten zugreifen zu wollen. Tal Dilian, ein Chef der Überwachungsfirma Intellexa, die mit Behörden in Europa und Südostasien arbeitet, ist der Meinung, dass solche Technologien mehr Gutes als Schlechtes tun können – und dass die Coronakrise ein guter Zeitpunkt sei, um das unter Beweis zu stellen. (red, 30.4.2020)