Strache will Wiener Bürgermeister werden und die Urheber des Ibiza-Videos enttarnen.

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Wer hat das Ibiza-Video beauftragt, bezahlt und für seine Verbreitung gesorgt? Noch immer laufen dazu die Ermittlungen der Soko Tape. Aber die Ermittler sind nicht die einzigen, die Akten anlegen: Auch der einstige Vizekanzler Heinz-Christian Strache hortete umfangreiche Unterlagen, die bei der Durchsuchung seines Anwesens im Zuge der Casinos-Affäre beschlagnahmt wurden.

Im Unterschied zu den Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft fokussieren sich Straches Akten aber auf eine Verschwörung, an deren Spitze die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), die ÖVP und Freimaurer gesehen werden. Zu sehen ist das beispielsweise in einer Netzwerkgrafik, die handschriftliche Notizen trägt. Der Verfassungsschutz, "Oligarchen, Freimaurer und die IKG" stehen an der Spitze; dazu eine ganze Reihe von Namen, die ihre Beteiligung an dem Video schon vehement von sich gewiesen haben.

Derartige Netzwerkgrafiken wurden bei Strache gefunden.
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Seitenhieb von Gudenus

Zusätzlich fanden Ermittler bei Strache, der am Donnerstag seine Kandidatur als Wiener Bürgermeister bekannt gab, auch noch Dossiers über verschiedene Personen, beispielsweise über seinen langjährigen engen Weggefährten Johann Gudenus, dem zweiten Hauptdarsteller im Ibiza-Video. Die "Rechercheure" arbeiten hier mit Gerüchten, sie schreiben beispielsweise, dass Gudenus angeblich schon im Sommer 2017 ein "Video von Sebastian Kurz aus der SPÖ-Ecke einer Rechtsanwaltskanzlei" angeboten wurde; ebenso das Ibiza-Video selbst, für 400.000 Euro. Gleichzeitig soll Gudenus laut den bei Strache gefundenen Akten 200.000 Euro von einem Anwalt in Verbindung zum Ibiza-Video erhalten haben. Widersprüche sind in den Unterlagen also durchaus vorhanden.

Gudenus weist das im Gespräch mit dem STANDARD alles von sich – und erlaubt sich einen Seitenhieb auf Strache: "Sie werden in meinem Bereich auch keine Fotos von prall gefüllten Sporttaschen finden", sagt er – wohl eine Anspielung auf Bilder, die Straches Bodyguard von angeblichen Zahlungen ukrainischer Oligarchen an den FPÖ-Chef gemacht hatte (Strache bestreitet diese, Anmerkung).

Woher kommen diese Papiere, die im Grunde Gerüchte und Verschwörungstheorien ohne Substanz zusammenfassen? Laut Straches Anwalt wurden diese dem Politiker "zugespielt". "Sie sind Gegenstand von Ermittlungen und werden von ihm nicht bewertet", so der Anwalt zum STANDARD. (Fabian Schmid, 30.4.2020)