Klettern, Springen, Schwimmen: Indochinesische Leoparden haben Mehrkämpferqualitäten.
Foto: APA/WWF/MARTIN HARVEY

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Leoparden (Panthera pardus) ist – oder war – riesig. Es reicht von der Südspitze Afrikas über die Arabische Halbinsel, Vorderasien und Indien bis nach Südostasien und in den Osten Sibiriens. Heute handelt es sich dabei aber um keinen durchgängigen Lebensraum mehr, der Gesamtbestand zerfällt in eine Reihe voneinander getrennter Regionalpopulationen.

Doch auch schon davor war der Lebensraum so ausgedehnt, dass der Leopard eine Reihe von Unterarten hervorgebracht hat. Gegenwärtig geht die Wissenschaft von neun aus, und zu einer davon hat der WWF Österreich schlechte Nachrichten: Der Indochinesische Leopard (Panthera pardus delacouri), dessen Verbreitungsgebiet sich über mehrere südostasiatische Staaten erstreckt, steht am Rande des Aussterbens.

Drastischer Rückgang

Die Tiere können bis zu 90 Kilogramm schwer und – Schwanz nicht miteingerechnet – 210 Zentimeter lang werden. In den Tropenwäldern Südostasiens verbringen die Tiere einen Großteil der Zeit in Bäumen hoch über dem Waldboden. Sie können bis zu sechs Meter weit springen, sind aber auch gute Schwimmer, was es den vielseitigen Jägern erlaubt, auch Fische und Krebse zu erbeuten.

Weder ihre Flexibilität noch ihr tarnendes Fleckenmuster haben ihnen aber gegen die Bedrohung durch den Menschen geholfen: Wilderei und Wildtierhandel haben laut WWF dafür gesorgt, dass in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der südostasiatischen Großkatzen um 80 Prozent zurückgegangen ist. Wilderer haben es vor allem auf Fell und Knochen der Tiere abgesehen.

"In Singapur, Laos und Vietnam wurde der Indochinesische Leopard bereits ausgerottet", berichtet WWF-Artenschutzexperte Georg Scattolin. "Die letzten Hoffnungen ruhen jetzt auf dem Erfolg der Schutzbemühungen für die verbliebenen 1.051 fortpflanzungsfähigen Tiere in Thailand und Myanmar. Die gesamte Populationen wird auf nur noch maximal 2.500 Tiere geschätzt."

Schutzmaßnahmen

Der WWF drängt in der Region auf eine konsequente Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels, der sich im Zuge der Corona-Krise "nicht nur als eine Bedrohung für Tier und Natur, sondern auch für die menschliche Gesundheit" erweise. Außerdem kooperiert die Naturschutzorganisation im Aufbau von Schutzgebieten, um Lebensraum für Leoparden und gleichzeitig die Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung zu erhalten – etwa im Raum der Gebirgsketten Dawna und Tenasserim zwischen Myanmar und Thailand.

"Die zu 83 Prozent aus Wald bestehende Fläche der Dawna-Tenasserim-Region ist mehr als doppelt so groß wie Österreich und eine wahre Schatzkammer der Artenvielfalt. Den indigenen Völkern ist der Schutz ihrer Heimat und der darin lebenden Tiere ein großes, auch spirituelles Anliegen. Es ist von entscheidender Bedeutung, sie im Kampf für die Leoparden und ihren gemeinsamen Lebensraum an unserer Seite zu wissen", sagt Scattolin. (red, APA, 1. 5. 2020)