"Ich denke, gerade für die jungen Leute ist diese Zeit, in der sie auf ihre gewohnten sozialen Kontakte verzichten müssen, besonders schlimm", sagt Thomas Schäfer-Elmayer.

Foto: Heribert Corn www.corn.at

"Natürlich fehlen mir der Betrieb in der Tanzschule und das Tanzen selbst am meisten. Man kann ja schlecht mit Sicherheitsabstand Walzer tanzen. Derart kreativ war ich bislang noch nicht. Auch den Händedruck als schöne Geste gegenseitiger Wertschätzung vermisse ich. Ich denke, gerade für die jungen Leute ist diese Zeit, in der sie auf ihre gewohnten sozialen Kontakte verzichten müssen, besonders schlimm.

Mir tut die Jugend aus ganzem Herzen leid. Ich denke, das Problem wird unterschätzt. Ob das Händeschütteln, das Bussi-Bussi etc. wieder in der Form kommen werden, wie es einmal war? Ich kann es nicht sagen. Wahrscheinlich schon. Ich hoffe es sehr.

Aber bei allen Nachteilen und wirtschaftlichen Folgen dieser Krise gibt es schon auch einiges Positives aus dieser Zeit mitzunehmen. Ich denke dabei an die saubere Luft und die entschärfte Verkehrssituation. Fluglärm ist auch keiner zu hören.

Auch kommt mir vor, dass die Menschen in diesen Wochen rücksichtsvoller miteinander umgehen. Ich gehöre, obwohl ich pumperlgesund bin, zur Risikogruppe. Da ist es doch schön zu sehen, wie andere Passanten darauf achten, Platz zu machen und einen nicht niederzurennen. Menschen nehmen mehr Rücksicht auf einander, und man nimmt sich gegenseitig intensiver wahr. Viele Leute sind viel hilfsbereiter geworden.

Ich habe in dieser Zeit viel über Computer und das Internet gelernt, früher war ich – wie soll ich es formulieren – in dieser Welt nicht sonderlich sattelfest. Über diesen Schatten bin ich jetzt gesprungen. Unterm Strich mache ich mir große Sorgen, denn die Wiener Tanz- und Ballkultur ist ernsthaft bedroht.

Es ist derzeit nicht ersichtlich, wie es ohne kräftige staatliche Zuschüsse weitergehen soll. Stundungen und Kredite helfen nicht, weil die Umsatzerwartungen so niedrig sind, dass an Rückzahlungen nicht zu denken sein wird. Die Vorstellung von vollen Ballsälen und eng miteinander tanzenden Paaren ist derzeit leider eine unvorstellbare." (Michael Hausenblas, 2.5.2020)