Jonas Fleischauer (Tom Gronau, li.) muss sich regelmäßig auf Drängen seiner streng gläubigen Mutter Magda Fleischauer (Anna Grycewicz, re.) exorzieren lassen.

Foto: rbb/Arnim Thomaß

Dauernd wird gemordet im Fernsehen. Bauchschuss, Kopfschuss, Erwürgen, Ersticken, man nimmt es mit abgestumpfter Routine hin, die sich am Sonntag im deutsch-polnischen Polizeiruf 110 allerdings schwerlich aufrecht erhalten lässt.

Da nämlich wird einer schwangeren 16-Jährigen das Baby aus dem Bauch geschnitten, was schon ziemlich harte Kost ist. Doch bevor man zum Nachdenken kommt, ob man das eigentlich sehen möchte, ist es schon zu spät, und man steckt bis über beide Augen im katholischen Irrsinn.

Die Polen sind ja sehr gläubig, aber was die Kommissare Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lukas Gregorowicz) in Heilig sollt ihr sein erleben müssen, stellt sämtliche Wunder von Lourdes in den Schatten.

Und dann bleibt auch noch das medizinische Wunder im Dunkeln...

Die Schwangere war noch Jungfrau, ein junger Mann hält sich für einen Propheten, ein Priester versucht es mit Exorzismus. Weil das noch alles noch nicht genug ist, bekommt Raczek Besuch von seiner Mutter, die ihren Darmkrebs als Strafe Gottes für ihre Verfehlungen ansieht und sich nicht behandeln lassen will.

Es finden sich schon einige berührende Momente in diesem Tatort, aber alles zusammen ergibt ein arg volles Wimmelbild, das leider nicht ansatzweise an ein Gemälde von Hieronymus Bosch heranreicht. Und dann bleibt auch noch das medizinische Wunder im Dunkeln ... Sehr schade.

Kein Wunder hingegen ist, dass Lenski und Raczek am Ende völlig fertig sind. Für Lenski ist es der vorletzte Fall, sie hört nach der nächsten Episode auf. Hoffentlich wird diese würdiger. (Birgit Baumann, 3.5.2020)