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Viel Musik, viel Applaus, die Amseln sagen weiter.

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"Noch in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts zogen Arbeitslose von Hof zu Hof, um sich durch das Singen von Liedern Almosen zu erbetteln, die ihnen üblicherweise von den Wohnungsfenstern aus zugeworfen wurden" (Felix Czeike, Historisches Lexikon der Stadt Wien). Man warf ihnen Münzen zu, die in penibel gefaltetes Papier verpackt waren, damit sie nicht in den "Kanäu"rollten.

Hof wie Innenhof

Heute kann man auf ein Spendenkonto überweisen. Peter Edelmann, der Intendant der (abgesagten) Mörbischer Seefestspiele, der auch junge Musiker betreut, veranstaltet jetzt unter dem Stichwort "Corona" in der Josefstadt, dem 8. Wiener Gemeindebezirk, sogenannte Hofkonzerte. "Hof" nicht wie in "Hofstaat", sondern wie in "Innenhof". Er will freischaffenden Musikern, "die am meisten betroffen sind, weil sie über kein fixes Einkommen verfügen, eine Auftrittsmöglichkeit und eine kleine Einnahmequelle bieten".

Karrieren ohne Jobs

So konnte man kürzlich in einem der baumbestandenen Innenhöfe, die es in diesem Bezirk gibt, Arien und Duette aus Don Giovanni, Madame Butterfly, den Perlenfischern, Songs aus der West Side Story, aber auch Streicher mit Wiener Tanz hören. Es gab viel Applaus, die Amseln sangen weiter, klangen aber leicht verwundert. Musiziert wurde auf beachtlichem Niveau, denn die Künstler haben durchaus schon Karrieren, nur eben derzeit keine Jobs. Wird die Politik sie weiter auf der Straße lassen? (Hans Rauscher, 2.5.2020)