Der Ausblick auf die Zukunft der AUA ist derzeit getrübt. Die Staatshilfen müssen schnell kommen, damit die Rettung gelingt.

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Nun geht es bei der AUA und ihrer deutschen Mutter Lufthansa Schlag auf Schlag. Beide Airlines haben um Staatshilfe angesucht: Die AUA hat 767 Millionen Euro bei der staatlichen Finanzierungsagentur Cofag beantragt, 276 Mio. davon braucht sie als Eigenkapitalspritze. Die Lufthansa will rund zehn Milliarden Euro vom deutschen Staat. Die Kernfrage: Wie würde die Finanzhilfe abgesichert?

Die deutsche Regierung soll diese Frage für sich geklärt haben. Laut Spiegel will die Bundesrepublik im Rettungsfall in die Airline einsteigen, mit 25,1 Prozent (Sperrminorität). Für 5,5 Mrd. Euro wolle der Staat eine stille Beteiligung plus neun Prozent Garantiedividende. Eine Milliarde wolle er sich den Lufthansa-Anteil kosten lassen, 3,5 Mrd. Euro soll die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau beisteuern. Weder Regierung noch Lufthansa bestätigten den Bericht.

Absicherung für den Staat

In Österreich ist man noch nicht so weit – aber die Zeit für die AUA-Rettung wird immer knapper. Am Mittwoch haben Regierungs- und Lufthansaspitze erstmals miteinander gesprochen. Österreich verlangt die Absicherung etwaiger Hilfen durch Standortgarantien: das Drehkreuz Wien, das Langstreckennetz der AUA etwa müsse erhalten bleiben. Auch eine Beteiligung an der Lufthansa steht im Raum; Lufthansa-Chef Carsten Spohr soll diesen Vorstoß gelassen genommen haben, das bestätigte auch Kanzler Sebastian Kurz.

Die Grünen wollen Geldspritzen auch an ökologische Parameter knüpfen. Man spreche "über mehr als die AUA; über den ganzen Airlinesektor und dessen Ökologisierung", sagt Grünen-Mandatar und Klimaschutzsprecher Lukas Hammer. Und: "Wir arbeiten gerade an einem gemeinsamen Nenner mit der ÖVP." Da dürfte es Reibungen geben. Hammer: "Ich habe das Gefühl, dass es bei der ÖVP noch nicht gesickert ist, was unser Ziel der Klimaneutralität bis 2040 bedeutet." Auch die AUA selbst müsse eine verbindliche und glaubhafte Klimastrategie auf den Tisch legen. Zudem müsse sie den Nachweis erbringen, "warum es volkswirtschaftlich gesehen besser sein soll, sie zu stützen, als sie pleitegehen zu lassen".

Insolvenzszenarien für AUA

Klare Worte – aber auch bei der Airline beschäftigt man sich mit Insolvenzszenarien. Ihr Geld reicht dem Vernehmen nach noch bis Ende Mai, und darum muss nun zügig verhandelt werden.

Wirtschaftsprüfer PwC musste bis 30. April auf Basis der Verhandlungen mit Regierung, Cofag, Lufthansa, Belegschaft und Lieferanten prüfen, ob der neue Businessplan der AUA-Führung Zukunft hat; ob sie das Geld, das sie will, auch zurückzahlen kann. Wie berichtet sieht der Plan Kosteneinsparungen von 20 Prozent vor. Mitarbeiter wären da ebenso betroffen wie etwa Caterer, Flughafen Wien oder Austro Control.

AUA-Betriebsrat und Gewerkschaften legen sich aber quer. "Wie billig sollen wir es noch geben?", fragt etwa der Vorsitzende der Gewerkschaft Vida, Roman Hebenstreit. Solange nicht klar sei, was die AUA vom Staat bekommt, seien KV-Änderungen "für uns kein Thema". Auch mit ihren Geschäftspartnern hat sich die AUA noch nicht geeinigt.

Fortbestand wackelt

Verhandlungsergebnisse fehlen also völlig. Die Folge: PwC hat ihre positive Fortbestehensprognose (noch ist genug Liquidität da) am 30. April an die Bedingung geknüpft, dass solche rasch vorgelegt werden. Sehr rasch: Am 6. Mai muss der AUA-Vorstand im Aufsichtsrat Fortschritte in den Verhandlungen belegen, berichtete AUA-Finanzchef Wolfgang Jani der Belegschaft Donnerstagabend. Am 18. Mai wird PwC die Fortbestehensprognose evaluieren.

Was das heißt? "Ab sofort müssen wir uns auch mit anderen Szenarien auseinandersetzen, da der Tag der Zahlungsunfähigkeit näherrückt", so Jani in seiner Mail.

Soll heißen: Der Vorstand unter Alexis von Hoensbroech bereitet Insolvenzszenarien vor. Sollten die Wirtschaftsprüfer am 18. Mai wieder keinen belastbaren Plan für den "AUA-Neustart" vorfinden, könnte aus dem Rettungsversuch eine Bruchlandung werden. (Renate Graber, 1.5.2020)