Neue Angriffslinie der Funke-Gruppe gegen "Krone"-Herausgeber und -Mitgesellschafter Christoph Dichand udn seine Familie.

Foto: Robert Newald

Die deutsche Funke-Gruppe – seit 2018 mit René Benko an Bord – hat eine neue Möglichkeit gefunden, den "Krone"-Mitgesellschaftern Familie Dichand Freude zu bereiten: Sie blockiere derzeit die Ausschüttung des Gewinns an die Gründerfamilie, berichtet "Die Presse" am Samstag unter Berufung auf "Anwaltskreise".

Worum geht es da in dem schon jahrzehntelangen "Krone"-Streit heute zwischen den Gesellschaftergruppen, die je 50 Prozent der Gesellschaftsanteile halten?

Die Kontrahenten:

  • Die deutsche Regionalmedien- und Magazingruppe Funke, an deren Österreich-Holding für die "Krone" und "Kurier"-Anteile Immobilienmilliardär Benko vorerst knapp unter 50 Prozent hält.
  • Die vier Erben von "Krone"-Gründer Hans Dichand, also Herausgeber und Chefredakteur Christoph Dichand (seine Frau Eva gibt "Heute" heraus), seine Geschwister Michael und Johanna sowie ihre Mutter Helga.

Der Streitpunkt

Um Mitbewerber um die 50 Prozent an der damaligen Gelddruckmaschine "Krone" auszustechen, räumte die Funke-Gruppe Hans Dichand (und seiner Familie) weit reichende Vorrechte ein – Personalhoheit in der Redaktion etwa, und vor allem einen garantierten Gewinn von 7,3 Millionen Euro pro Jahr, unabhängig vom Geschäftsgang beim Kleinformat. Wirft es das Geld nicht ab, muss die Funke-Gruppe dafür geradestehen.

Die Funke-Gruppe versucht diese Rahmenvereinbarungen seit Jahren zu kündigen, bisher ohne Erfolg. Ein weiteres Verfahren darüber läuft, wie in den Verträgen für Gesellschafterstreit vorgesehen, bei einem Schweizer Schiedsgericht. Die Entscheidung dürfte sich auch wegen Corona-Maßnahmen verzögern.

René Benko hat eine Komplettübernahme der Funke-Anteile bei seinem Einstieg Ende 2018 vereinbart. Bedingung: Die Vorrechte der Dichands müssen fallen.

Die jüngsten Waffen und Kampfzonen

Seit 2019 hat die Funke-Gruppe die Gangart gegen die Dichands noch einmal verschärft.

Sie versuchte mehrfach, Christoph Dichand als Herausgeber und Chefredakteur wegen Spesenabrechnungen abzusetzen und zu entlassen. Abstimmungen darüber endeten im Patt von 50:50 Prozent.

Die Funke-Gruppe klagte gegen die Gesellschafterbeschlüsse beim Handelsgericht Wien. Die Dichands hätten durch die Aufteilung der 50 Prozent des 2010 gestorbenen Hans Dichand auf je 12,5 Prozent 2018 die vollen Stimmrechte verloren. Die Gesellschafterverträge sehen (grob gesagt) vor, dass nur für volle Prozentpunkte Gesellschaftsanteil Stimmrechte zukommen. Damit hätten die Dichands nur vier mal zwölf, also 48 Prozent und die Funkes damit die Mehrheit. Die Verfahren am Handelsgericht wurden im Sommer 2019 bis zu einer Entscheidung des Schiedsgerichtes vorerst vertagt.

Zum Jahreswechsel 2019/20 meldete die Funke-Gruppe bei der Bundeswettbewerbsbehörde die alleinige Kontrolle über die "Kronen Zeitung" an – erklärt mit den durch Vererbung verwässerten Stimmrechten der Dichands. Die Wettbewerbsbehörde konnte das so nicht nachvollziehen und schickte den Antrag zur Klärung weiter an ordentliche Kartellgerichte – ein üblicherweise jahrelanges Verfahren.

Und nun blockieren die Funkes die Auszahlung der Gewinnanteile, was die vier Dichands naturgemäß trifft. Aber nicht zum ersten Mal: Die Funke-Gruppe verweigerte zumindest einmal schon die Überweisung an die Dichands, als sie wegen schlechterer Ergebnisse für die garantierten Gewinne der österreichischen Partner aufkommen musste. Solche Fragen beschäftigen dann auch meist Schweizer Schiedsgerichte – gemeinhin für ein paar Jahre. Zuletzt 2018 auch das Schweizer Bundesgericht, wo die Funke-Gruppe gegen eine Entscheidung eines Schiedsgerichts vorzugehen. Im Sommer 2018 überwiesen die Funkes denn doch einen ausständigen wesentlichen Millionenbetrag nach Wien.

Jahresabschlüsse vorgelegt

"Die Presse" berichtet nun, dass die "Krone"-Gesellschafter über den Jahresabschluss stritten, die Funkes alte Forderungen geltend machten, und die Generalversammlung den Abschluss für das Geschäftsjahr 2019 wegen des Streits über die Stimmrechte nicht feststellen konnte.

"Krone"-Geschäftjahre und jene des "Krone"-"Kurier"-Verlags Mediaprint enden jeweils zum 30. Juni. Für die Krone-Verlag GmbH und ihre Gesellschafter Krone Verlag GesbmH & Co KG sowie Krone Verlag GesbmH & Co Vermögensverwaltung KG gibt es am Firmenbuch Jahresabschlüsse für das jüngste Geschäftsjahr 2018/19 zum 30. Juni 2019, eingereicht Mitte März 2020.

Die Vermögensverwaltungs-KG weist einen Jahresgewinn von rund 19,5 Millionen aus, die Verlags-KG einen Verlust von rund 300.000 Euro. Sie weist rund 52,8 Millionen Euro Umsatz aus, das dürfte die Überweisung des eigentlichen Verlags Mediaprint für die Redaktionsaufwendungen sein.

Mediaprint: 20 Millionen Gewinn 2018/19

Österreichs größter Zeitungsverlagskonzern Mediaprint wiederum weist in ihrem jüngsten Jahresabschluss für 2018/19 zum 30. Juni 2019, ebenfalls eingereicht Mitte März, 416 Millionen Euro Umsatz aus, rund zehn Millionen weniger als im Geschäftsjahr zuvor.

Das Ergebnis vor Steuern liegt bei 20,1 Millionen Euro, im Jahr davor waren es rund fast 25 Millionen Euro. Als Bilanzgewinn weist die Mediaprint 19,8 Millionen Euro aus nach 24,2 Millionen im Geschäftsjahr 2017/18.

70 Prozent der Mediaprint-Gewinne gehen laut vereinbartem Schlüssel an die "Kronen Zeitung" und ihre Gesellschafter Dichand und Funke-Gruppe/Benko (je 50 Prozent der Gesellschaftsanteile), die übrigen 30 Prozent an den "Kurier", der zu etwas mehr als 50 Prozent Raiffeisen gehört, zu knapp unter 50 Prozent wiederum der Funke-Gruppe/Benko.

70 Prozent von 19,8 Millionen sind rund 13,9 Millionen Euro. 7,3 garantierte Millionen für die Dichands sind mehr als die Hälfte davon. (fid, 2.5.2020)