Pilgerte zum Morgen-TV: Cornelius Obonya.

Screenshot: tvthek.orf.at

Es ist ein heller Montagmorgen auf dem Küniglberg. Ebendort thront das Projekt Guten Morgen Österreich sonnebestrahlt und empfängt Gäste. In früheren Zeiten der Reisefreiheit, die ganz Alten erinnern sich, fuhr GUMÖ durchs Alpenland und kam zu den Menschen. Wäre gegenwärtig ein kultureller Trubelsommer im Gange und Cornelius Obonya noch Salzburger Jedermann, hätte zum Beispiel auch er mit einem ORF-Besuch rechnen dürfen. So aber pilgert der Mime zum Morgen-TV, das ihm fürs "frühe Aufstehen" dankt. Obonya gibt ein hochwaches "Sehr gerne!" zurück, seine Überraschung packt der Moderator in ein knappes "Wirklich?". Möglicherweise hält er Künstler für Zeitgenossen, die mit dem Sonnenaufgang schlafen gehen und aufwachen, wenn Wölfe beginnen, den Mond anzuheulen. Schwer zu sagen. Obonya schmunzelt, ist nicht nachtragend. Und der Moderator sieht ihn bald auch nicht mehr wie einen Außerirdischen an.

Nunmehr geht es ja um Konkretes, um den Tiefschlaf der Kultur, ihren Stillstand. Traurig. Obonya lacht nicht mehr, knüpft seine Hoffnungen aber an kluge Köpfe, die überlegen, wie man wieder "ins Drehen kommt. Irgendwann werden Sender nicht mehr nur Wiederholungen" bringen können! Publikum ins Theater? Auch dafür mögen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Seinen Optimismus schöpft Obonya auch aus der sonntägigen Rede des Präsidenten ("Wir schaffen das!"). – Der Moderator hörte zu. So überkam ihn an diesem Morgen vielleicht die Erkenntnis, dass auch Künstler nur ganz normale Menschen der neuen Normalität sind. (Ljubiša Tošic, 5.5.2020)