Der Schauspieler Cornelius Obonya hat sich von Greta Thunberg inspirieren lassen.

Foto: Cornelius Obonya

"Ich werde nach dieser Krise einige Dinge vermissen. Zum Beispiel erledige ich endlich Dinge im Haus, die ich sonst immer vor mir herschiebe. Zuletzt habe ich die kleinen Unterschrauben unserer Jalousien wieder angezogen – mit Erfolg! Außerdem haben wir unser Bücherregal ausgeräumt und den Lesestoff ans Frauenhaus gegeben. Wie 2015 während der sogenannten Flüchtlingskrise empfinde ich gerade eine ungeheure Solidarität der Menschen untereinander. Ich habe leider keine allzu große Hoffnung, dass sich das fortsetzt. Die Gesellschaft wird wieder in einen Ego-Trott verfallen. Das kann man jetzt schon an unserer Regierung beobachten: Es kann doch nicht sein, dass wir als fünftreichstes Land Europas es in dieser Situation nicht schaffen, Flüchtlingskinder aufzunehmen. Ich empfinde es als Schande, dass Österreich die Schotten dichtmacht.

Ich selbst habe die Zeit der Isolation bisher gut durchgehalten, auch weil ich das Glück hatte, dass ich meine Auftritte bereits in den vergangenen Monaten über die Bühne gebracht hatte und an einem Stück Natur wohne – es gibt wahrlich Schlimmeres. Gegen die Kriegserfahrungen der Großelterngeneration sind das alles sowieso Peanuts. Aber man sollte eigentlich nicht das eine mit dem anderen vergleichen: Viele Menschen verlieren derzeit ihren Arbeitsplatz. Auch in meiner Branche stehen viele vor dem Nichts. Warum nehmen wir diese Situation nicht zum Anlass, über eine grundsätzliche Absicherung aller Menschen zu diskutieren?

Man beginnt Kleinigkeiten wieder zu schätzen. Zu reparieren, statt wegzuwerfen. Ich wollte mir kurz vor dem Lockdown ein neues Notizbuch für die Arbeit zulegen. Jetzt habe ich mich gegen einen Neukauf entschieden. Neuerdings klappt auch das Videotelefonieren mit meiner 84-jährigen Mutter. Diese Art der Kommunikation wird hoffentlich in Zukunft viele Flüge überflüssig machen. Ich fahre seit einem Jahr nur noch Zug, dazu hat mich Greta Thunberg inspiriert. Das möchte ich danach beibehalten." (feld, 4.5.2020)