So plötzlich es erschienen war, so schnell schloss sich das Ozonloch auch wieder.
Grafik: NASA Ozone Watch

Es ist erst wenige Wochen her, da entdeckten Wissenschafter der Europäischen Weltraumorganisation Esa das größte bisher registrierte Loch in der Ozonschicht über der Arktis. Die Region mit niedriger Ozonkonzentration erstreckte sich zu ihrem Höhepunkt über ein Gebiet, das etwa der dreifachen Fläche von Grönland entsprach. Nun verkündeten Forscher des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS), die das Phänomen überwacht haben, eine erfreuliche Entwicklung: Das riesige Ozonloch hat sich ebenso plötzlich wieder geschlossen, wie es erschienen war.

Kein Corona-Effekt

Obwohl sich der Zustand der Atmosphäre im Verlauf der Corona-Krise zumindest in einigen Aspekten verbessert hat, ist das Verschwinden des Ozonlochs nicht darauf zurückzuführen, dass der Verkehr rund um den Globus geringer geworden ist. "Dieses arktische Ozonloch hat wohl nichts mit Coronavirus-bedingten Sperren zu tun", erklärten Mitarbeiter von CAMS. "Es wurde von einem ungewöhnlich starken und langlebigen Polarwirbel verursacht und hat nichts mit Änderungen der Luftqualität zu tun."

Die Ozonschicht ist eine Region mit erhöhter Konzentration des Spurengases Ozon (O3) in der Stratosphäre, die den größten Teil der schädlichen ultravioletten Strahlung der Sonne absorbiert – Strahlen also, die Hautkrebs, grauen Star und eine Vielzahl von Umweltproblemen verursachen können. Ozonlöcher entstehen durch die Ausdünnung dieser Atmosphärenschicht. Als Ursachen gelten extrem niedrige Temperaturen, Sonnenlicht und bestimmte chemische Substanzen wie etwa Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die früher in Produkten wie Spraydosen, Pestiziden und Brandhemmern üblich waren und teilweise auch noch immer in Verwendung sind.

Ungewöhnliche Bedingungen

Das fragliche riesenhafte Ozonloch, das im vergangenen März auftat, war in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. "Obwohl aufgrund saisonaler Veränderungen jedes Jahr Ozonlöcher über der Antarktis entstehen, sind auf der Nordhalbkugel die Bedingungen für einen derart starken Ozonabbau normalerweise nicht zu finden", so die CAMS-Wissenschafter.

Die Löcher über dem Südpol werden hauptsächlich durch Chemikalien wie FCKW verursacht, die allmählich in die Stratosphäre vordringen. Diese Substanzen sammeln sich im polaren Wirbel an, einem großen Bereich kalter Luft in der Stratosphäre über den Polen, der sich jeden Winter entwickelt. Der polare Wirbel über der Arktis ist jedoch normalerweise deutlich schwächer als in der südliche Hemisphäre, wodurch die Ozonlöcher über dem Nordpol üblicherweise schwächer ausfallen.

Das Ozonloch über der Antarktis ist deutlich größer.
Grafik: NASA Goddard/ Katy Mersmann

Insgesamt auf gutem Weg

Nach jüngsten Daten der US-Raumfahrtbehörde Nasa erreichten die Werte beim Ozon über der Arktis heuer einen regelrechten Rekord-Tiefstand. Das letzte Mal besaß das Ozonloch im Jahr 2011 derartige Ausmaße. Im restlichen Teil des Jahres macht sich das nördliche Ozonloch sogar ausgesprochen gut: Im vergangenen Oktober war das Ozonloch auf die geringste Größe geschrumpft, die jemals aufgezeichnet wurde. Insgesamt sei trotz des Rekordlochs vom letzten Monat die Ozonschicht also auf einem guten Weg, meinen die Wissenschafter vom CAMS. (tberg, 4.5.2020)