Infektionszahlen überschaubar halten: Das hat für die Gesundheitsbehörden nach Ende des Lockdowns weiterhin höchste Priorität.

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Die Zwischenbilanz ist ein Erfolg: Von 8,5 Millionen Einwohnern in Österreich sind derzeit weniger als ein Prozent mit Sars-CoV-2 infiziert. 24 Neuerkrankungen bei 4.700 durchgeführten PCR-Tests waren es zuletzt. "Wir wissen auch, wie und wo sie passieren", sagt Clemens Martin Auer, Sonderbeauftragter im österreichischen Bundesministerium für Gesundheit, zum STANDARD. Und so soll es weitergehen: Verdachtsfälle identifizieren, isolieren, testen und dann Infektionsketten nachvollziehen.

Die PCR-Testkapazität sei ausreichend, so Auer, mittlerweile hätten die Landesgesundheitsbehörden das Prozedere im Verdachtsfall auch viel besser im Griff, als das noch im März der Fall war. Man weiß auch, warum in Österreich die Anzahl der Toten vergleichsweise gering ist. "Im Verdachtsfall, das war unsere Strategie, sollen die Leute nicht ins Spital gehen, sondern zu Hause bleiben, das hat uns viele Infektionen erspart", sagt Auer. Was das für Betroffene heißt: Der Abstrich für den PCR-Test wird zu Hause genommen und ins Labor gebracht. Damit würde verhindert, dass Verdachtsfälle ins Spital kommen und, so wie in Italien, andere in den Warteräumen anstecken.

PCR-Test für Diagnose und Screening

"Mittlerweile hat sich auch der gesamte Spitalsbetrieb auf Covid-19-Kranke eingestellt, die Situation ist anders als zu Beginn", sagt Auer, der für das weitere Management der Pandemie auf eine Kombination aus Maßnahmen setzt. Zum einen auf die PCR-Tests: "Sie sind weiterhin ein diagnostisches Werkzeug für Verdachtsfälle einerseits, zum anderen allerdings längst auch für das Screening gefährdeter Personengruppen im Einsatz", sagt er und meint die 918 Pflegeeinrichtungen in Österreich sowie die mobilen Pflegedienste und Ärzte im niedergelassenen Bereich.

Dort werden Menschen ohne Symptome regelmäßig getestet, um eventuell asymptomatische Verläufe abzufangen.

"Es wird immer klarer, dass hohe Todeszahlen in anderen Ländern darauf zurückzuführen sind, dass sich die Infektion vor allem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen stark verbreitet hat, es sich bei Corona also um eine nosokomiale Infektion handelt", so Auer. Deshalb würde gerade dort aktuell und in Zukunft verstärkt routinemäßig getestet.

Im Gesundheitsministerium arbeitet man zudem daran, dass zwischen Abnahme des Abstriches und dem Testergebnis außerhalb der Spitäler im Mittel nicht mehr als 24 Stunden vergehen. "Es kommt aber darauf an, wo die Abstriche geholt, wo sie hingebracht und ausgewertet werden, also wie aufwendig die Logistik von der Abstrichentnahme über das Labor bis zum Ergebnis ist", erklärt Auer die Zeitspanne.

Infektionsketten zurückverfolgen

In weiteren 48 Stunden wird dann von den Behörden das Contact-Tracing erfolgen, also das Ausforschen der Menschen, die mit einem Infizierten Kontakt hatten. Zuletzt fanden Infektionen in einer Asylantenunterkunft, im Familienverbund, aber vor allem in Gesundheitseinrichtungen statt. An jedem neuen Hotspot muss verstärkt getestet werden.

PCR-Tests für die gesamte Bevölkerung sind weder machbar noch sinnvoll, betont Auer. Mitte Mai ergänzen zudem auch die Antikörper-Tests das Pandemie-Monitoring. "Sie sind bestellt, aber für den massenhaften Einsatz noch nicht geliefert", sagt Auer. Sie seien allerdings kein diagnostisches Tool, sondern nur für Personenquerschnittstests geeignet. Containment 2.0 heißt, jene Bereiche schnell zu identifizieren, in denen Infektionen stattfinden, um sie dann durch gezielte Isolation wieder einzudämmen. Wer sich krank fühlt, sollte in Zukunft immer eher daheimbleiben. (Karin Pollack, 4.5.2020)