Wenn die AUA 767 Millionen aus dem Staatshaushalt verlangt, wird der Steuerzahler zu Recht stutzig. Erstens, weil das Unternehmen schon vor der Übernahme durch die Lufthansa eine halbe Milliarde Euro Mitgift erhalten hat. Zweitens, weil irgendwann der Klimaschutz wieder ein Thema sein wird und die Fliegerei einen nicht gerade vernachlässigbaren ökologischen Fußabdruck hinterlässt, der mit Hilfsmittel einzementiert werden würde. Und drittens, weil es vordergründig einerlei ist, mit welcher Airline man auf welche Urlaubsinsel fliegt.

Die Austrian Airlines agieren als einigermaßen verantwortungsbewusster Arbeitgeber.
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Es gibt somit einige Gründe, die Anlass zu Skepsis geben. Es existiert freilich auch die Kehrseite der Medaille. Standortrelevant ist die AUA, weil sie Wertschöpfung im Inland bringt, 7000 Mitarbeiter ernährt und eine wichtige Zubringerfunktion für Tourismus und Geschäftsleben hat. Denn die Fluglinie begleitet quasi die österreichische Wirtschaft in für das Land wichtige Exportdestinationen.

Im Unterschied zu einer Ryanair kann die AUA auch Nischenflughäfen wie Sarajevo, Tirana, Podgorica oder Lemberg bedienen, weil ausreichend internationales Publikum aus den USA, Großbritannien oder Asien über das Drehkreuz in Schwechat befördert wird. Das stärkt Österreich zudem als Sitz für Konzerne und internationale Organisationen, die ihre Aktivitäten in Osteuropa und darüber hinaus entfalten. Denn diese Reiseziele würden die Billigairlines nie bedienen.

Noch ein Punkt sollte stärker in die Diskussion einfließen: Während die AUA als einigermaßen verantwortungsbewusster Arbeitgeber agiert, stehen bei Laudamotion und anderen Billigfliegern soziale Auseinandersetzungen auf der Tagesordnung. Wenn keine Gehaltskürzungen geschluckt werden, wird die Ryanair-Tochter dichtgemacht, erklärte der Konzernchef erst vergangene Woche. Andere wickeln die Ab-Wien-Flüge mit ausländischem oder Leihpersonal ab, den österreichischen Kollektivvertrag kennt man nur vom Wegschauen. Wer die AUA in Konkurs segeln lassen will, sollte dazusagen, welche Beschäftigungsverhältnisse sie oder er künftig anstreben und wie der volkswirtschaftliche Schaden ausgeglichen wird.

Natürlich sollte Staatshilfe mit Mitsprache verbunden sein. Eines darf die Regierung bei all ihren berechtigten Forderungen allerdings nicht vergessen: Der Shutdown wurde nicht von der Fluglinie angeordnet. Und es ist nicht egal, ob es die AUA in Zukunft noch geben wird. (Andreas Schnauder, 4.5.2020)