Unterrichtseinheiten werden in Dänemark – so oft es geht – im Freien durchgeführt.

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Die Tische in den Klassen sind mindestens zwei Meter voneinander entfernt, die Kinder müssen sich regelmäßig die Hände waschen, und statt Fangen mit Berührung treten die Kleinen auf die Schatten der Mitschüler: Seit 15. April sind die Kinderbetreuungsstätten, Kindergärten und Volksschulen in Dänemark wieder geöffnet. Damit war das skandinavische Land das erste in Europa, das diese Lockerung eingeführt hatte.

Doch nicht alle Einrichtungen sperrten wirklich an diesem Datum auf, die meisten folgten am 20. April, da sie die Vorschriften erst umsetzen mussten. Und nicht alle Eltern brachten ihre Kinder auch hin. Schüler, die älter als zwölf Jahre alt sind, werden überhaupt erst frühestens am 11. Mai wieder in die Klassenzimmer kommen. Kurzum: Bis jetzt gab es noch wenige Kinder und mehr Platz, um den Abstand einzuhalten und die Kinder zu Hygiene zu mahnen. Aber schon jetzt wurden Schwierigkeiten offenbar.

Örtlichkeiten öffnen

In Berichten zeigten sich Lehrer überfordert, die Kinder auf den Abstand hinzuweisen und zu prüfen, ob in den Innenräumen nur zwei und im Außenbereich maximal fünf Kinder enger beisammen sind.

Um das Platzproblem zu lösen, wenn wieder mehr Schülerinnen und Schüler in den Bildungseinrichtungen sind, will die Regierung in Kopenhagen nun Örtlichkeiten der Dänischen Agentur für Natur öffnen. Zwar waren Wälder, Küsten und Wiesen für die Öffentlichkeit zugänglich, aber Hütten, Naturspielplätze, Naturzentren und Toiletten waren aufgrund der Anti-Covid-19-Maßnahmen gesperrt. Diese sollen Schulklassen zur Verfügung stehen. "In der Natur gibt es den Platz, damit wir unsere Distanz einhalten können", sagte Umweltministerin Lea Wermelin in einer Aussendung: "Die Natur kann als alternativer Klassenraum dienen, der hohe Decken und ausreichend Frischluft hat." Möglich sei auch, dass in öffentlichen Parks oder Wäldern gewisse Bereiche für Kindergruppen abgegrenzt werden.

Leichter Anstieg der Rate

Seit den Schulöffnungen verzeichnete das Staatliche Institut für Infektionskrankheiten (SSI) einen Anstieg der Reproduktionsrate. War sie zwischen dem 10. und 14. April stabil bei 0,6, ist sie seitdem wieder auf 0,9 angestiegen. Damit liegt sie aber weiterhin unter dem Wert 1. Das bedeutet, dass die Ausbreitung sinkt. Aktuell wurden rund 9.670 Dänen positiv getestet. Die Experten sprechen von rund zwanzig bis vierzig neuen Fällen täglich, die in dänische Krankenhäuser aufgenommen werden.

In einer zweiten Phase der Öffnungen sollen auch Internate enthalten sein – wenn es nach der dänischen Internatsvereinigung geht. Dem hat bis jetzt nämlich das Institut SSI einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es herrsche ein "hohes Risiko", dass die Infektionen dann wieder rasant steigen, heißt es in einer Einschätzung. Zusatz: wenn die Öffnung unter "normalen Umständen" erfolgt.

Denn für den Vizepräsidenten der Einrichtung, Kåre Mølbak, "kann das Risiko natürlich gesenkt werden", wie er in einer Mail unter anderem an die Internatsvereinigung schreibt, berichtet der Sender DR. So könnten "familiäre Einheiten" unter den Internatsschülern geschaffen werden, um die Kontakte zu senken. Würde es zu einer Infektion in einer Schule kommen, müssten nur die Mitglieder dieser Einheit getestet werden – und man würde nicht Gefahr laufen, dass das gesamte Internat betroffen sei. (Bianca Blei, 5.5.2020)